Konsolen: Bekommt die Wii Konkurrenz?
Microsoft und Sony wollen in diesem Jahr eigene Fitness-Versionen herausbringen. Microsoft-Spieler brauchen nicht mal eine Fernbedienung.
Düsseldorf. Ende 2006 veröffentlichte der japanische Hersteller Nintendo sein Spielgerät Wii, das Vielspieler nicht allein wegen seines seltsamen Namens bespöttelten, sondern wegen der neuartigen Bewegungssteuerung: Mit der Wii-Fernbedienung in der Hand führt der Spieler in einem Boxspiel Bewegungen aus, die denen eines echten Boxkampfes ähnelten. Die Konsole geriet zum Hit, der 2008 durch das Balance Board eine sinnvolle Ergänzung erfuhr. Mit dem weißen Brett lassen sich Bewegungen auf dem Bildschirm durch Gleichgewichtsverlagerungen steuern, was besonders gut bei Fitness-Programmen gelingt (siehe Kasten).
Infolge der wirtschaftlichen Stagnation sanken bei Sony und Microsoft die Umsätze, Gewinne blieben aus. Während 3,5 Millionen Wii-Geräte in den Haushalten stehen, sind es weniger als 1,5 Millionen Exemplare der Microsoft-Konsole, die in diesem Jahr ihren fünften Geburtstag feiert. Mit dem "Project Natal" wird die Xbox 360 in der zweiten Jahreshälfte 2010 dennoch zum Bewegungsgerät, wobei der Spieler nicht einmal eine Fernbedienung benötigen wird, um das Geschehen auf dem Bildschirm zu steuern: Die "Natal"-Technik berechnet in Echtzeit ein 3D-Profil des Spielers und berücksichtigt sogar die Stimme, womit Kamera und Mikrofon zu unentbehrlichen Eingabegeräten geraten. Das könnte einerseits die Produktionskosten erhöhen, andererseits die Bewegungserkennung präzisieren.
Sonys erneuter Vorstoß in den Bewegungsmarkt wirkt kurios: Der Spieler hält ein Gerät in der Hand, das aussieht wie eine Taschenlampe mit aufgepfropftem Pingpong-Ball. Die Position im Raum meldet der Pingpong-Ball via Bluetooth-Funk an die Kamera, die wiederum mit der Playstation 3 verbunden ist. Die Technik heißt "Playstation Move" und ähnelt Microsofts "Natal", weil sie ebenfalls die Stimme des Spielers verarbeitet. Die Beschr³eibung der ersten Spiele für "Playstation Move" erinnert an die ersten Wii-Titel und an sechs Jahre alte Minispiele: Kung-Fu-Action und Boxkämpfe dominieren das Portfolio, doch auch anspruchsvolle Entwickler beäugen die Technik. Der Chefentwickler des aktuellen Actiontitels "Lost Planet 2", Jun Takeuchi, erklärte, er sei sehr an den neuen Techniken interessiert und werde prüfen, ob sie in Frage kommen. Sonys Technik soll sogar Luftmalereien ermöglichen.
Ob sich "Natal" und "Playstation Move" durchsetzen, hängt nicht allein vom Funktionieren der Technik ab. Das 2008 veröffentlichte Actionspiel "Endwar" etwa ließ sich komplett via Stimme steuern, doch der Erfolg blieb aus, weil viele Spieler lieber auf das bewährte Eingabegerät setzen: das Gamepad. Erfahrene Spieler schätzen es, entspannt in einem Sessel zu sitzen und komplexe Aktionen wie Schwertstreiche und Weltraumkämpfe mittels Knöpfchendrückerei zu steuern.
Bei Fitness- und Partyspielen hingegen drängt sich die Bewegungssteuerung auf, doch ob Sony und Microsoft alle Wii-abstinenten Tanzspieler für ihre jeweiligen Konsolen begeistern können, ist fraglich.
Viel wahrscheinlicher ist es, dass sich die vielen Fitness-Spieler mit ihren Wiis begnügen.