Rollator: Kasse übernimmt Kosten
Mobilität: Seit 1990 gibt es die fahrbaren Gehhilfen. Mittlerweile gibt es für jedes Krankheitsbild ein Modell.
Düsseldorf. Der Rollator ist für viele Menschen nicht mehr wegzudenken. Er bedeutet Freiheit, um sich möglichst selbstständig durch den Alltag zu bewegen. In Deutschland gibt es derzeit etwa 50 000 dieser Gehhilfen auf den Straßen - Tendenz steigend. Und die Kunden lassen sich immer seltener von Billig-Rollatoren begeistern. Komfortabel, schick und leicht sollte er sein, um den Bedürfnissen seines Besitzers gerecht zu werden.
Mittlerweile gibt es mehr als 100 unterschiedliche Modelle auf dem Markt. Einige besitzen LED-Leuchten, eine flexible Sitzfläche, einen Schirm für Sonne oder Regen und breite Räder fürs Gelände. Sogar ein Rollator mit Navigationsgerät wird derzeit vom Fraunhofer-Institut erforscht. "Der Rollator ist nicht mehr ein Hilfsmittel im klassischen Sinne", sagt Thomas Appel, Geschäftsführer des Herstellers Handicare bei München. "Wir sehen einen Wandel der Bedürfnisse hin zu mehr Funktionalität und Design."
Dabei ist die Gehhilfe noch gar nicht alt. 1990 haben skandinavische Therapeuten die Idee entwickelt. Damals stand noch die Funktionalität im Vordergrund, das Aussehen hatte weniger Bedeutung. Im Laufe der Jahre hat sich diese Denkweise jedoch auch bei den Herstellern stark geändert. Das Ergebnis ist zum Beispiel der "Topro Troja" - der Pionier unter den Modellen. Mit einem Gewicht von 7,4 Kilogramm wiegt er rund fünf Kilogramm weniger als ein üblicher Stahlrollator.
Er lässt sich leicht zusammenfalten und hat eine Memoryfunktion für die Griffhöheneinstellung. Stiftung Warentest kürte vor drei Jahren dieses Modell zum Testsieger. Wer ein solches Gerät für seinen Alltag haben möchte, muss allerdings tief in die Tasche greifen. Denn das Modell kostet stolze 345 Euro.
Selbst für lange Spaziergänge hat sich die Industrie etwas einfallen lassen. "Der Outdoor-Rollator überwindet Hindernisse bis zu 30 Zentimeter und klettert über Bordsteinkanten einfach drüber", so Appel. Mit etwa 990 Euro dürfte diese Gehhilfe für viele allerdings eine Wunschvorstellung bleiben.
Wie sollten sich Nutzer bei der mittlerweile großen Auswahl entscheiden? Reicht ein Standardmodell aus oder sollte es doch eine Luxus-Variante sein? Das hängt davon ab, was der Arzt als medizinisch notwendig erachtet. Je nach Krankheitsbild kann das variieren.
Bei Arm- oder Handeinschränkungen oder halbseitiger Lähmung erhalten die Patienten häufig ein Sondermodell von den Krankenkassen finanziert. Die AOK beispielsweise bezahlt mehr als 150 Modelle. Der Patient muss nur die gesetzlichen zehn Euro Eigenanteil zahlen.
Häufig bekommt der Patient die Gehhilfe für drei bis fünf Jahre zur Verfügung gestellt. Fallen in diesem Zeitraum Reparaturen an, sind sie für ihn kostenlos. So machen es die AOK und Barmer, wobei Letztere mit den Herstellern Leasingverträge über fünf Jahre abschließt. Bei der AOK erhält der Händler eine Versorgungspauschale, mit der einige Leistungen rund um den Rollator abgegolten sind.
Die Pauschale sieht eine Ausstattung mit einem Tablett, einem Korb und einem Stockhalter vor. Luxus-Details wie einen Schirm oder wendige Räder müssen die Patienten selbst zahlen. Es sei denn, der Arzt stellt eine medizinische Notwenigkeit fest. Wer den Testsieger sein Eigen nennen will, müsste etwa 200 Euro dazu zahlen.