Verkuppler und Geburtshelfer: So wird man Hundezüchter
Hennef (dpa/tmn) - Flauschiges Fell und den Kopf voller Unfug: Die meisten Hundefreunde wünschen sich, dass die Welpenphase nie endet. Wer selbst Züchter wird, kann sich diesen Traum erfüllen. Nötig sind dafür Platz, Leidenschaft und viel Zeit.
Viele Hundefreunde kommen durch Zufall zur Zucht: Sie kaufen ein Weibchen, und schon ist der erste Wurf unterwegs. „Die wenigsten planen schon beim Kauf später einmal zu züchten“, sagt die Hauptzuchtwartin des Clubs für Ungarische Hunderassen, Aranka Szabó. Zwar beließen es die meisten bei einem Wurf, doch einige machten weiter. Hundezüchter ist kein Ausbildungsberuf und kein geschützter Begriff.
„Jeder kann sich so bezeichnen“, erklärt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH). Meist sei die Zucht ein Hobby. Ob man Genehmigungen braucht oder Auflagen erfüllen muss, hängt davon ab, in welchem Umfang jemand züchtet.
„Wer weniger als drei Hunde hält oder weniger als drei Würfe im Jahr hat, kann auch ohne amtstierärztliche Kontrolle Hunde züchten“, erläutert Kopernik. Ab drei Weibchen muss die Veterinärbehörde die gewerbsmäßige Zucht genehmigen. Laut Tierschutzgesetz werden ab dieser Zahl auch Hobbyzüchter als gewerbsmäßig eingestuft. Sie brauchen eine Genehmigung, müssen ihre Sachkunde nachweisen und bestimmte räumliche Voraussetzungen für die Haltung der Hunde und die Aufzucht der Welpen erfüllen.
Hiervon zu trennen ist das Gewerbe, ein Terminus aus dem Gewerberecht, erklärt VDH-Justitiar Jörg Bartscherer. Ein Züchter muss es eröffnen, wenn die Gewinnabsicht im Vordergrund steht. Erwirtschaftete Überschüsse muss er dann versteuern. „Soll die Zucht gewerblich werden, ist die Genehmigung durch das Gewerbeamt erforderlich“, erklärt Bartscherer.
Doch Geld sei selten ein Motiv, um Züchter zu werden. „Züchter sind Hundeliebhaber und überzeugt, dass das Zusammenleben eine Bereicherung darstellt“, sagt Kopernik. Er hält Züchten für eine Aufgabe, die viel Arbeit, Zeit und Aufwand mit sich bringt.
Den besten Partner für den Hund zu finden, sei ein Reiz der Zucht, erklärt Szabó. Sie ist Mitglied im Rassehunde-Zucht Verband Deutschland (RVD). „Natürlich ist auch die Geburt ein besonderes Ereignis, und die Kleinen auf ihrem ersten Weg zu begleiten.“ Das Gespräch mit den Käufern sei ebenfalls spannend, ebenso wie zu entscheiden, welches das richtige Zuhause für den Welpen ist.
Doch nicht jeder Hundehalter sollte Züchter werden. „Zucht verlangt ein hohes Maß an Verantwortung und Kenntnissen“, sagt Kopernik. Außerdem gesunde Tiere und genügend Platz. Dabei gehe es weniger um Quadratmeterzahlen, sondern vielmehr um eine ausgewogene Mischung, sagt Heidi Bernauer-Münz von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz: „Die Welpen brauchen sowohl ausreichend Auslauf als auch Zugang zu den Wohnräumen.“
Züchter sind dafür verantwortlich, die jungen Hunde ausreichend zu sozialisieren. „Und dazu gehört auch, dass sie lernen, was ein Staubsauger ist oder wie sich Parkettboden anfühlt“, sagt Bernauer-Münz. Außerdem ist Hundezucht ein Hobby, das viel Zeit braucht. „Man muss bereit sein, den größten Teil seiner Freizeit einzubringen“, sagt Kopernik. Spätestens wenn die Welpen vier Wochen alt sind, beginnt die besonders zeitintensive Sozialisierungsarbeit. „Da reicht es auch nicht, wenn das nur eine Person macht“, sagt Bernauer-Münz.
Finanziell bedeutet Züchten zunächst einen großen Aufwand. „Es kann durchaus sein, dass man mehrere Tausend Euro investiert hat, bevor der erste Welpe das Licht der Welt erblickt“, warnt Kopernik.
Umbau, Seminare zur Qualifizierung, Gesundheitschecks für Zuchthunde, Mitgliedsgebühren und Haltungskosten können viel Geld verschlingen. „Und bei der Welpenaufzucht kommt für Tierarzt und Wurfabnahme einiges zusammen“, sagt Szabó. Für Zuchtanfänger sei die Rasse am besten geeignet, mit der sie sich bereits als Halter gut auskennen. Allerdings gebe es einige Besonderheiten. „Bei ganz kleinen Rassen ist die natürliche Geburt oft schwierig.“
Bevor jemand züchtet, sollte er sich ausgiebig mit der jeweiligen Rasse sowie Grundkenntnissen der Genetik auseinandersetzen, erklärt Bernauer-Münz. Schließlich ist der Züchter für die Gesundheit der entstehenden Welpen verantwortlich. Um als seriöser Züchter anerkannt zu werden, empfehlen die Experten jedem Anwärter, sich einem entsprechenden Verband wie dem VDH oder dem RVD anzuschließen.
„Dort kann man von erfahrenen Züchtern lernen und Qualifizierungsmöglichkeiten nutzen“, sagt Kopernik. Außerdem werde dort entschieden, ob ein Hund zur Zucht zugelassen wird und was je nach Rasse zu beachten ist. Der VDH kontrolliere Züchter insbesondere während der Aufzuchtphase regelmäßig. Wer sich dem aussetze, zeige, dass er nichts zu verbergen habe.