Ägypten: Tourism Watch rät zu Familienhotels
Bonn (dpa/tmn) - In Ägypten sind die Unruhen vorbei - doch sollen sich Touristen am Roten Meer schon wieder an den Strand legen? Unter Umständen, sagt Heinz Fuchs von der Organisation Tourism Watch. Er empfiehlt beispielsweise Familienhotels.
„Ich würde gerne sagen 'Ihr werdet erwartet, reist schnell wieder hin'“, erklärte Heinz Fuchs. Aber der Slogan „Buchen hilft den Ägyptern“ sei zu schlicht, meint der Experte des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED). Es stimme zwar, dass in den Hotels und Unternehmen der Tourismusbranche viele Beschäftigte ihre Arbeit zu verlieren drohen, wenn die Urlauber ausbleiben. Der Tourismus helfe aber nicht, alle Probleme zu lösen, nur weil er vermeintlich Geld ins Land bringt.
„Man kann nur hoffen, dass es neben der politischen Demokratisierung auch eine wirtschaftliche gibt“, sagte Fuchs. Anderenfalls sei zu befürchten, dass die bisherigen Eliten etwa aus dem Militär, die zum Teil auch Akteure der Tourismusbranche seien, das Geschäft mit den Urlaubern dominieren.
Anders als beim Kauf von Bio-Lebensmitteln oder fair gehandeltem Kaffee hat der Urlauber es beim Buchen seiner Reise allerdings nicht ganz leicht: „Es gibt ja kein Demokratiezertifikat“, sagte Fuchs. Glaubwürdige Label wie „Fair Trade Travel“ für Reiseangebote stünden erst am Anfang. Im Reisekatalog sieht außerdem jedes Hotel ähnlich aus - ob die Einnahmen später ans Militär fließen oder nicht, lässt sich nicht erkennen. Man könne das Thema im Reisebüro aber durchaus ansprechen und sagen, dass man vom Veranstalter mehr Transparenz erwartet, sagte Fuchs. „Und man kann zum Beispiel sagen, dass man am liebsten in einem familiengeführten Hotel übernachten will.“
Ein Kriterium könne auch sein, ob das Hotel selbst Nachwuchs- und Führungskräfte ausbildet - auch davon profitiere die einheimische Bevölkerung und eine demokratische Gesellschaft ganz direkt. Genau das sei in Nordafrika nicht selbstverständlich.
Auch die touristischen Konzepte spielten eine große Rolle - also zum Beispiel, ob ein Land vor allem auf Badeurlaub in „Bettenburgen“ setzt. Tunesien sei ein Beispiel dafür, dass ein Land mit Tourismus vergleichsweise wenig Einnahmen erzielen kann - die dann oft noch nicht einmal bei den Tunesiern selbst landeten. Marokko dagegen verdiene mit deutlich weniger Touristen erheblich mehr.