Das Land der Sonne: Der deutsche WM-Spielort Fortaleza
Fortaleza (dpa/tmn) - Lange Strände, heißes Nachtleben und viel Sonne. Fortaleza, WM-Spielort der deutschen Nationalmannschaft, gilt als Urlaubsparadies. Doch die Stadt hat kaum etwas zu bieten. Paradiesisch wird es erst in der Umgebung.
Was Urlauber in Fortaleza am meisten suchen und auch finden, könnte für die deutsche Fußballnationalmannschaft am 21. Juni im WM-Gruppenspiel gegen Ghana zu einem echten Problem werden - die Sonne. Fortaleza ist die Provinzhauptstadt der Region Ceará, die sich zu Recht Terra do Sol, Land der Sonne, nennt. Das ganze Jahr über liegen die Temperaturen hier im äußersten Nordosten Brasiliens bei rund 30 Grad. Die Tage, an denen es mal regnet, kann man an einer Hand abzählen. Auch am 21. Juni, wenn Manuel Neuer, Philipp Lahm und Co. um 16.00 Uhr Ortszeit den Rasen der Castelão-Arena betreten, dürfte es schwül-heiß werden.
Doch wovor Bundestrainer Joachim Löw und sein Team sich fürchten, benutzt Fortaleza seit Jahren erfolgreich als Werbeslogan, um Hunderttausende Touristen anzulocken. Hinzu kommen günstige Hotelpreise - zumindest außerhalb der Fußball-Weltmeisterschaft (12. Juni bis 13. Juli) - und eine gute Fluganbindung. Doch ein Urlaubsparadies, als das sich Fortaleza immer wieder selber beschreibt, ist Brasiliens fünftgrößte Stadt deshalb noch lange nicht. Fortalezas Strände wie der Iracema-Strand oder die Praia do Meireles sind zweifelsohne lang. Fast 34 Kilometer Strand zählt die Stadt. Doch sie sind auch überfüllt, laut und von schrecklichen Hotelhochhäusern umgeben. Lediglich die Praia do Futuro, der Strand der Zukunft, könnte noch unter der Kategorie Traumstrand laufen.
Neben langen Stränden hat die 2,4 Millionen Einwohner zählende Küstenmetropole an Sehenswürdigkeit aber nur wenig zu bieten. Auch ein historisches Altstadtviertel gibt es nicht. Dabei kann Fortaleza eigentlich auf eine lange Geschichte zurückblicken: 1649 gründeten holländische Seefahrer die Festung Schoonenborch. „Fortaleza“ bedeutet auf Portugiesisch „Festung“. Die Stadt selber wurde 1726 von den Portugiesen gegründet und entwickelte sich wegen seiner großen Produktion von Zuckerrohr und Cajú-Früchten, aus denen die bekannten Cashew-Nüsse gemacht werden, zu einer schönen Kolonialstadt.
Doch heute besteht Fortaleza aus modernen Hochhäusern, wo sich Reiche und Touristen aufhalten, und vielen Favelas. Die Armutsquote und Kriminalitätsrate sind in Fortaleza enorm hoch. Touristen sollten sich vorher gut informieren, in welche Stadtviertel sie gehen können und welche sie meiden sollten. Besonders vorsichtig sollten sie in Pirambu, Bom Jardim und Mondubim sein.
Kulturelle Hauptattraktion der Stadt ist das 1910 eingeweihte, derzeit aber wegen Restaurierungsarbeiten geschlossene Theater José de Alencar, eine Eisenkonstruktion im Jugendstil mit farbigen Glasfenstern, schönem Innenhof und Gartenanlagen. Die Kathedrale gehört zu den größten des Landes, ist aber recht karg von innen und noch schmuckloser von außen. Der Besuch des Kunst- und Kulturzentrums Centro Dragão do Mar de Arte e Cultura sowie des gigantischen Kunsthandwerkermarktes lohnen sich. Doch damit hört das kulturell-touristische Angebot auch schon auf.
Berühmt berüchtigt ist Fortaleza vor allem für sein Nachtleben in den zahlreichen Bars, Diskotheken und Nachtclubs, die die Promenade am Iracema-Strand schmücken. In den vergangenen Jahren sind Polizei und Stadtregierung allerdings vehement gegen den ausufernden Sextourismus vorgegangen. Wer die Stadt jedoch verlässt und das faszinierende Umland mit seinen vielen tropischen Stränden besucht, findet jenes Urlaubsparadies, mit dem die Stadt für sich wirbt.
Rund 170 Kilometer südlich lockt die ehemalige Hippie-Kolonie Canoa Quebrada mit weißen Stränden, roten Felsen und türkisblauem Meer. Im Norden befindet sich die Surfer-Strandoase Jericoacoara mit ihren gigantischen Sanddünen. Die Straßen sind aus Sand. Kleine Pousadas, Surfschulen und niedliche Restaurants mit Chillout-Ambiente dominieren im ehemaligen Fischerdorf, das an einen 8500 Hektar großen Dünen-Nationalpark grenzt. Jericoacoaras Postkartenmotiv, das Besucher schon am Flughafen in Fortaleza empfängt, sind die Felsen Pedra Furada am menschenleeren Strand.
Informationen: