Ursprüngliches Caraíva: 330 Seelen und ein langer Strand

Caraíva (dpa/tmn) - Nach dem Spiel ist vor dem Sonnenbad: Kaum ein WM-Gastgeberland versprach bislang mehr Sonne, Strand und gute Laune als Brasilien. Einen der schönsten Strände finden die Gäste in dem 330-Seelen-Nest Caraíva.

Foto: dpa

Türkisblaues Meer, weißer Sand, Palmen und braun gebrannte Jünglinge oder Badenixen in knapper Bekleidung - dieses Brasilien-Klischee taucht derzeit in vielen Zeitschriften und Werbekampagnen auf. Und hier, an der Costa do Descobrimento im Bundesstaat Bahia, scheint seine Geburtsstätte zu sein. An der Küste der Entdecker, bei Trancoso, drehte 1989 bereits die Band Kaoma den Clip zu ihrem Sommer-Hit „Lambada“. Doch gegen die Schönheit des zwölf Kilometer langen Sandstrandes von Caraíva verblasst selbst der Glamour von Trancoso: Auf dem Traumstrand trifft man immer noch eher Meeresschildkröten als Touristen.

Foto: dpa

Auch weil denen die Anreise zu mühsam ist: Kurz nach Trancoso endet die Bundesstraße auf dem Weg nach Caraíva. Die Sandpiste, die mal durch dichten Regenwald, mal vorbei an Weiden mit riesigen Rinderherden führt, ist mit Steinbrocken und tiefen Schlaglöchern übersät. Das vom Regenwald und Mangroven umschlossene Dorf liegt malerisch an der Flussmündung des Rio Caraíva am Atlantischen Ozean, nur rund 100 Kilometer südlich vom WM-Quartier der deutschen Elf. Autos gibt es in den unbefestigten, schmalen Dorfwegen nicht. Die niedliche Ortschaft mit ihren bunten, einstöckigen Häusern ist nur mit den kleinen Booten zu erreichen, die auf dem Fluss verkehren. Das einzige Taxi für gehfaule Besucher ist eine Eselkutsche.

Foto: dpa

Noch steckt der Tourismus hier in den Kinderschuhen, auch wenn in den vergangenen Jahren immer mehr Besucher das 330 Einwohner zählende Fischernest entdeckten. „Alles änderte sich, als wir vor fünf Jahren endlich Strom bekamen. Seitdem kommen auch mehr Touristen“, versichert die 80-jährige Brasilianerin Duca. In ihrem vegetarischen Restaurant „Canto da Duca“ bietet sie selbstgemalte Bilder und Yogakurse an sowie ein köstliches Frühstück. Das Schwarzbrot, die Butter und die Mango-Marmelade macht die ehemalige Lambada-Tänzerin selber. Seit mehr als 40 Jahren lebt die aus Südbrasilien stammende Duca bereits in Caraíva, ihrem „Paradies auf Erden“.

Foto: dpa

Ein Paradies, das wie eine vergessene Oase aus vergangenen Hippiezeiten wirkt - sich aber dennoch modernisiert, wie das wunderschöne Hotel „Casa da Praia“ beweist, an dessen Strandbar Sushi im Chillout-Ambiente angeboten wird. Der idyllische Dorfcharakter ist nicht verschwunden. Handyempfang gibt es nur selten, Diskotheken gar keine. In den meist geschmackvoll dekorierten Restaurants spielen - wenn überhaupt - nur kleine Live-Bands ihre Forró-Musik. Dann treffen sich hier auch die Dorfeinwohner zum Tanzen.