21 Knoten und keine Krawatte - An Bord der neuen „Europa 2“

Hamburg (dpa/tmn) - Das Captain's Dinner gibt es nicht mehr, feste Tischzeiten sind ebenfalls abgeschafft. Die „Europa 2“, das neue Luxusschiff von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, kommt legerer als die „Europa“ daher.

Passagiere haben vor allem eines: viel Platz.

Bis zu 1150 Mitarbeiter waren 20 Monate lang beschäftigt - nun ist sie da: die „Europa 2“. Ende April hatte Hapag-Lloyd Kreuzfahrten ihr neues Luxusschiff von der französischen Werft STX in Saint-Nazaire übernommen.

Die „Europa 2“ soll neue Maßstäbe im Luxuskreuzfahrt-Segment setzen, so wünscht es sich Wolfgang Flägel, Geschäftsführer von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten. Die Vision von einem modernen, aber legeren Schiff für ein anspruchsvolles Publikum hatte der Ende 2012 aus dem Unternehmen ausgeschiedene Geschäftsführer Sebastian Ahrens. „Uns wurde gesagt: So, jetzt lauft mal los und baut das beste Schiff der Welt“, erinnert sich der Leiter Neubau Europa 2, Henning Brauer, auf der ersten Fahrt des Schiffes. Und nun ist es fertig - und besticht mit eleganter Form, wertvollem Interieur in Mocca, Violett und Beige-Weiß, kombiniert mit viel Holz und Glas.

Die 516 Gäste an Bord des 225 Meter langen und 26,7 Meter breiten Schiffes haben vor allem eines: sehr viel Platz - nach Angaben der Reederei sogar den meisten pro Passagier auf einem Kreuzfahrtschiff weltweit. Die „Europa 2“ ist das erste Schiff überhaupt, das ausschließlich über Verandasuiten verfügt. Selbst die Räume sind untypisch hoch für ein Kreuzfahrtschiff.

370 Personen umfasst die Crew, was einem Passagier-Crew-Verhältnis von unter 1,5 entspricht - noch besser als auf der „Europa“. Vom Berlitz-Cruise-Guide wünscht sich Hapag Lloyd Kreuzfahrten daher auch die gleiche hohe Bewertung: 5-Sterne-Plus.

Was ist anders auf der „Europa 2“? Vor allem die Kleiderordnung: „21 Knoten und keine Krawatte“ ist das augenzwinkernde Motto. Alte Zöpfe wie das Captain's Dinner wurden abgeschnitten. Auch feste Tischzeiten gehören der Vergangenheit an. Smoking und Abendkleid können also zu Hause bleiben. Kapitän Friedrich Jan Akkermann, der von der „Europa“ auf das neue Schiff gewechselt ist, sieht dem „erfreut“ entgegen. Der zweite Kapitän an Bord ist Ulf Wolter, zuvor jahrelang Kapitän auf dem Expeditionsschiff „Hanseatic“.

Unterhaltung mit Sängern und Musikern wird es aber weiterhin geben: Pop-Ikone Kim Wilde ist gebucht, und die Jazz-Sängerin Viktoria Tolstoy, Urenkelin des russischen Schriftstellers. Auch Comedy-Abende soll es geben, etwa mit der Schauspielerin und Autorin Cordula Stratmann. Und wenn Donna Leon die Gangway hochklettert, wird es spannend an Bord: Die Bestsellerautorin, deren Krimiserie „Commissario Brunetti“ in und um Venedig spielt, wird vor allem auf Mittelmeertouren Lesungen halten. Außerdem werden im Theater jede Woche zwei unterschiedliche Shows gezeigt, ganz ohne Federn und Pailletten am Kostüm.

Das Schiff hat ausschließlich Suiten - 251 Stück. Die Mindestgröße beträgt 28 Quadratmeter, die Owner Suite hat stolze 99 Quadratmeter. Die Veranden sind mindestens 7 Quadratmeter groß. Es gibt sieben Familiensuiten an Bord, mit gemeinsamem Balkon und Verbindungstür. In den 16 Spa-Suiten hat der Passagier sogar einen eigenen Whirlpool und ein Dampfbad. Alle Kabinen haben große, teilweise begehbare Kleiderschränke, Badewannen und Duschen als Standard, in höheren Kabinenkategorien warten Regenduschen und Whirlpools mit Blick auf das Meer.

Acht Restaurants gibt es an Bord, darunter eine Sushi-Bar und drei Spezialitäten-Restaurants. Das räumlich größte Restaurant an Bord mit 266 Gästen ist das „Weltmeere“ - mit spektakulären violetten Muranoglasleuchtern. Der „Yachtclub“ ist mit 276 Plätzen das zweitgrößte Restaurant und bietet Spezialitäten vom Grill oder von der Pasta-Station. Hier gibt es auch 134 Außenplätze. Wer gerne asiatisch isst, kann das im „Elements“ tun, italienische Küche gibt es im „Serenissima“.

Natürlich gibt es auch Bars an Bord, gleich sechs davon. Hier zeigt sich, dass bei den Planungen nicht völlig auf Anlehnungen an die „Europa“ verzichtet wurde. Einen Ableger der Sylter „Sansibar“, schon auf der „Europa“ ein Anziehungspunkt, hat auch die „Europa 2“, nur ist sie ein wenig moderner gestaltet. Essen zum edlen Wein reichen die Kellner der Weinbar „Grande Reserve“, und Spirituosen zur Zigarre gibt es im „Herrenzimmer“. Hier findet sich auch die nach Angaben der Reederei weltweit größte Ginbar auf See.

Man hat es schon geahnt: So viel Luxus gibt es nicht umsonst. Der Durchschnittspreis pro Tag und Passagier liegt bei 600 Euro, die unterste Kategorie hat einen Tagespreis von 450 Euro. Angesprochen werden sollen mit dem Produkt daher auch neue Zielgruppen. „Zum Beispiel Menschen, die noch keine Kreuzfahrt gemacht, sondern bisher ein Luxusresort an Land gebucht haben“, so Flägel. Auch der skandinavische Markt sei interessant, wie auch der amerikanische. „Die Bordsprachen sind daher Deutsch und Englisch.“ Damit stellt sich Hapag-Lloyd Kreuzfahrten der Konkurrenz der 5-Sterne-Schiffe von Seabourn Cruises und Silversea Cruises.

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