Bayerischer Wald: Wenn ein Kurpark zum Fun-Park wird

St. Englmar lockt mit familienfreundlichen Hotels und einem eigenen Rodellift.

St. Englmar. Fröhliches Kindergeschrei klingt durch die fußballplatzgroße Halle. Direkt unterm Dach beginnt eine 50Meter lange Wellenrutschbahn. Knirpse und Teens toben auf Hüpfburgen, strapazieren eine Baumwippe, buddeln in einem Nebenzimmer voller Sand.

"Family World" nennt sich dieses Kinderparadies unter Dach - für Schlechtwettertage und überhaupt. Das ist ganz typisch für St.Englmar: Familien haben hier Vorrang.

Die wuchtige Hotelzone oberhalb des hübschen Wintersportdorfs mag äußerlich nicht Jedermanns Geschmack sein. Von der Stiftung Warentest wurde das Aparthotel gleichwohl für gut befunden - dank Römerlagune, Kinderclub und All-inclusive-Ferienwohnungen. Familien mit noch kleineren Kindern finden am anderen Ortsende in Maibrunn ihr Glück im ersten Babyhotel des Bayerischen Walds - samt Brei-Büffet für die Kleinen und Kinderbetreuung ab drei Monaten. Dazwischen bieten zwei Wellnesshotels Luxus zum Wohlfühlen: Wer mag, der kann in einem original römischen Tecaldarium, bekleidet mit einer echten Toga, stundenlang schwitzen oder sich vom Cleopatra- ins Molkebad und hinterher in die Blüten-Kräuter-Dampfgrotte stürzen. Auch sportlich bietet das traditionsreiche Bayerwalddorf viel für Familien. Am künstlich beschneibaren Kapellenberg, nur ein paar Meter oberhalb des Dorfs, kurven die Skikurskinder um lustige Geländehindernisse wie Fliegenpilz und Schneewittchen. Eine der beiden Skischulen hat hier ihren Zwergerlparcours aufgestellt, und bereits die Vierjährigen gleiten voller Tatendrang über den Kamelbuckel bis zur Himmelsstraße.

Wer diese erste Prüfung bestanden hat, traut sich bald an die weiten, sanften Abfahrten unterm Predigtstuhl gleich neben dem Ferienpark. Einen gemeinsamen Tagespass gibt es dort immer noch nicht. Aber die praktische Punkteskikarte dient als Sesam-öffne-dich an allen Liften.

Sie gilt auch in Grün-Maibrunn. Der prächtige, breite Hang kann beschneit werden und garantiert so auch nach längeren Sonnenperioden Pistenspaß ohne Reue. Darüber freuen sich besonders die Snowboarder, die dort eine Halfpipe vorfinden.

Gäste, die in Maibrunn locker schwingen, sind reif für die Krönung der Englmarer Skipisten: den Pröller. Vier Einstiegsplätze bietet diese Skischaukel. Am knackigen Hochpröllerlift und der parallelen Nordabfahrt zeigt der Skiberg seine anspruchsvolle Seite. Die beschneiten, blau gekennzeichneten Hänge von Hinterwies und Klinglbach sprechen eher die vorsichtigen Abfahrer an. Und keine Angst, wenn dort der Himmel plötzlich bunt wird, dann steigen in der Hinterwieser Snowkite-Area nur wieder die mächtigen Schneedrachen auf.

St.Englmars Kurpark ist eher ein Öko-Erlebnisgarten, und der Erlebnishof "Alte Mühle" sein gemütliches Zentrum. Im freundlichen Lokal mit Kachelofen gibt es Bratwürstel von der Weidekalbin und Englmarer Gemüsesuppentopf. Nebenan verkauft der Bauernladen Aprikosenmarmelade in Honig und Salami von heimischen Rindviechern. Und an jedem Dienstagvormittag wird der Steinbackofen angeworfen und Brot gebacken. Nur einen Schneeballwurf entfernt heißt es neuerdings: Bahn frei fürs Flitzen im Sitzen. Der Rodelhang am Kurpark bekam diesen Winter einen eigenen Lift in Form eines Zauberteppichs. Der ist der längste in Ostbayern und macht das Schlittenvergnügen gleich viel bequemer. Auch

um die dicke weiße Unterlage muss sich niemand Sorgen machen: Schneekanonen pudern notfalls den Rodelhang schneeweiß. Und nachts geht die Gaudi dann unter Flutlicht weiter.