Die Mandø-Safari: Mit dem Trecker durch die Nordsee

Mandø (dpa/tmn) - Mandø ist eine ungewöhnliche winzige Insel vor der dänischen Westküste. Die meisten Touristen kommen mit Kristian Nielsen dorthin. Er fährt sie mit seinem Trecker rüber. Die Passagiere sitzen im Anhänger und gucken übers Wattenmeer - sehr entspannend.

Kristian Nielsen ist passionierter Treckerfahrer. Sein Traktor ist ein Mordsding mit 135 Pferdestärken. Die Maschine könnte den Schlepper problemlos auf 40 Stundenkilometer beschleunigen. Aber Nielsen gibt selten Gummi und fährt viel lieber ausgesprochen langsam. Das liegt daran, dass er meist auf einer ziemlich kleinen Straße unterwegs ist, die durchs Wattenmeer der Nordsee führt. Nielsen transportiert seine Passagiere nach Mandø, einer winzigen Insel vor der dänischen Küste.

Nielsens Gäste sitzen dabei im „Mandø Bussen“, dem Anhänger, den der Traktor zieht. Wenn die Sonne scheint, sind die meisten auf dem Oberdeck an der frischen Luft. Der rot-blaue Mandø-Doppeldecker-Bus gehört Preben Nielsen, Kristians Vater. Er ist auf Mandø aufgewachsen - und er hatte die Idee, Touristen, die hier im Süden Dänemarks Urlaub machen, für einen Ausflug der etwas anderen Art auf seine Heimatinsel zu bringen.

Die Sonne strahlt, am Himmel verteilen sich dekorativ weiße Wölkchen. Über den Schlick staksen einige Watvögel. Auf der Holzbank auf dem Oberdeck haben Nielsens Gäste einen hervorragenden Blick bis zum Horizont. Auf dem Laaningsvej ist die Fahrt vergleichsweise komfortabel und hat doch einen Hauch von Safari: Man kann das Fahrzeug nicht verlassen, bekommt viel zu sehen und muss eigentlich nichts tun, außer die Augen offen zu halten.

Wenn der Bus Mandø erreicht hat, braucht Nielsen nur ein Stück geradeaus zu fahren, um in das einzige Inseldorf zu kommen. Das Leben auf der winzigen Nordseeinsel ist kein Zuckerschlecken. Heute wohnen hier nur noch rund 30 Menschen, Mitte der 1990er Jahre waren es noch mehr als doppelt so viele.

„Nur ganz spezielle Leute können hier leben“, sagt Kristian Nielsen. „Im Winter passiert gar nichts.“ Sogar die Grundschule ist inzwischen geschlossen. Die Kinder müssen zum Unterricht auf das Festland. Und das geht nur mit Nielsens Hilfe: Sie fahren jeden Tag mit dem Doppeldecker-Bus.

Nielsen parkt seinen Trecker mitten im Inseldorf. Ein paar Gästezimmer gibt es im Gasthof „Mandø Kro“ und auf einigen Bauernhöfen sowie einen Campingplatz. Die meisten Touristen kommen mit Nielsen für einen Kurzbesuch. Die Sehenswürdigkeiten sind an einer Hand abzuzählen und alle schnell zu erreichen: Die Mandø Mølle, eine Windmühle aus dem 19. Jahrhundert, ist gleich am Dorfrand zu sehen. Die kleine Kirche gehört auch dazu, die ein paar inseltypische Besonderheiten hat. Ihre zwei Eingänge zählen dazu - je nachdem, aus welcher Richtung der Wind weht, nimmt man den einen oder den anderen.

Das sehenswerte Mandø-Museum bietet einen Einblick in das Alltagsleben früherer Zeiten: Ein Webstuhl ist hier zu sehen, Nähzeug, Spinnrad und Schafwolle und ein Ofen, der sich von hinten aus dem Nachbarzimmer befeuern ließ. Zu den ungewöhnlichsten Exponaten gehört die Uniform eines englischen Piloten. Er war im Zweiten Weltkrieg über der Nordsee abgeschossen worden, mit dem Fallschirm abgesprungen und vor Mandø im Watt gelandet. Die Dänen versteckten ihn und halfen ihm bei der Flucht nach Schweden.

Mandø ist überschaubar. Man ist schnell am Deich und blickt dann über das Wattenmeer: Ein Boot liegt dort bei Ebbe schräg auf dem Meeresboden. Auch die riesige Sandbank ist von hier aus gut zu sehen: Sie ist 20 Quadratkilometer groß - das ist zweieinhalb Mal die Fläche von Mandø selbst. An manchen Stellen fühlen sich auf der Sandfläche auch Seehunde wohl. Zu sehen bekommen Kurzbesucher sie üblicherweise nicht. Es bleibt auch gar nicht mehr viel Zeit. Kristian Nielsen guckt schon auf die Uhr: Der „Mandø Bussen“ fährt gleich wieder ab.

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