Familienklettern in den Dolomiten

Lienz (dpa/tmn) - Klettern ist in Mode, doch vor der alpinen Tour müssen Knoten und Abseilen gelernt, Kraft und Schwindelfreiheit trainiert werden. In den Lienzer Dolomiten können Anfänger auf 14 Klettersteigen, in 6 Klettergärten und auf 73 alpinen Klettertouren üben.

Die Hände fest am Stahlseil, die Füße auf riesigen Eisennägeln, vor dem Bauch zwei Karabinerhaken, die ans Seil fesseln: Wären die Ausblicke nicht so grandios, die Klettersteigtour hätte etwas von einem Strafgefangenenzug, auf dem niemand ausbrechen oder überholen kann. Der erste Bergsteiger gibt den Takt an, die anderen folgen, immer am kargen Fels entlang und quer über wild schäumende Fluten hinweg.

Nur Erhard Seiwald tanzt aus der Reihe. Gerade war er noch hinter mir, bestand darauf, dass ich die Karabinerhaken immer versetzt einhänge, einmal mit der Öffnung zu mir, einmal mit der Öffnung zum Berg: „Ist sicherer so.“ Es ist unser erster Klettersteig, auch Via Ferrata genannt, im Familienprogramm für Anfänger.

Als Erhard Seiwald vor 70 Jahren am Fuße der Lienzer Dolomiten aufwuchs, gab es noch keine erschlossenen Klettersteige mit massiven Stahlseilen und Sturzbremsen, die am anderen Ende der Karabinerhaken am Bauchgurt eingebaut sind. Der Junge musste auf seine Trittfestigkeit vertrauen und sich mit einem Seil absichern, wenn er heil über den Berg kommen wollte.

Wie das funktioniert, erfahren wir an unserem ersten Klettertag in Osttirol. Martin Berner von der Alpinschule Bergstatt fährt uns hinauf zum Sportklettergarten am Kreithof. Auf 1040 Metern Höhe tragen hier die Kalkfelsen römische Ziffern und komische Namen wie „Hasensprung„, „Merlin“ oder „Kinderspiel“. Es sind kurze Kletterrouten mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die nicht immer zu den Namen passen: „Merlin“ steht für einen einfachen zweiten Grad, „Kinderspiel“ für einen mittelschweren fünften.

Wir versuchen es zunächst mit Bouldern, dem Klettern ohne Seil und Gurt in Absprunghöhe. Gegen den Steinschlag tragen wir Helme, ansonsten nutzen wir Hände, Füße, gelegentlich auch die Knie: „Füße schön breit auseinander und wohl überlegt setzen“, ruft Martin. Das gilt auch für den zweiten Schritt, das Klettern in einer Seilschaft. Die bilde ich mit meiner Tochter Nele, die mit ihren 13 Jahren nur unwesentlich kleiner ist als ich. „Ihr müsst gut miteinander kommunizieren, um euch richtig abzusichern“, mahnt der Bergführer.

Am nächsten Tag liegen die schroffen Gipfel im Süden von Lienz in dichten Wolken. Wir üben im neu eröffneten Kletterpark Lienz: Balance halten, Kraft trainieren, Höhenangst überwinden. Während Nele ganz locker den schwarzen Parcours nimmt, steige ich nach dem blauen aus. Kinder sind einfach beweglicher und angstfreier. „Aber für eine alpine Klettertour sollten die Kinder schon 12 Jahre alt sein“, warnt Kletterparkgründerin Martina Mellitzer. „Sie schaffen die Akklimatisierung in der Höhe sonst nicht.“

Informationen:

Die Alpinplattform Lienz vereint alle alpinen Organisationen der Region, Telefon: +43 50/212 212, Internet: www.bergsportarena.at

Alpinschule Bergstatt-Lienz, Telefon: +43 664/516 58 35, Internet: www.bergstatt.at

Alpinschule Osttirol, Telefon: +43 664/460 65 35, Internet: www.osttirol-alpin.at

Bergschule Alpin Aktiv Hochpustertal, Telefon: +43 4842/60 85, Internet: www.bergschule-aah.at

Kletterpark Lienz, Telefon: +43 664/12 12 899, Internet: www.kletterpark-lienz.at

Ferienregion Lienzer Dolomiten, Telefon: +43 50/21 24 00, Internet: www.lienzerdolomiten.info

Tausend Meter über der Wüste
Jebel Hafeet: In Schlangenlinien auf Abu Dhabis höchsten Gipfel und von dort die Aussicht genießen Tausend Meter über der Wüste