Jubiläum: Neckermann macht’s seit 50 Jahren möglich

Ein Hoteleinkäufer erinnert sich an die ersten deutschen Gäste 1963. Mit Krawatte und Vollpension auf Mallorca.

Düsseldorf. In diesem Jahr blicken die Urlaubsmacher von Neckermann Reisen auf 50 Jahre Firmengeschichte zurück. Im April 1963 starteten die ersten Neckermann-Reisenden mit Propeller-Flugzeugen in Sonnenziele wie Mallorca, Tunesien, an die Costa del Sol und nach Montenegro. Das Besondere waren die günstigen Preise: Zwei Wochen Mallorca mit Flug und Vollpension waren bereits ab 335 Mark zu haben. Josef Neckermann hatte nach dem im Versandhandel oft bewährten Prinzip — großer Umsatz, kleine Marge — riesige Kontingente von Flügen und Hotelbetten eingekauft, um viele Gäste von dem Angebot zu überzeugen. In Spanien sorgte der Hoteleinkäufer Albrecht von Pflug damals dafür, dass für die deutschen Neckermann-Gäste Hotelzimmer zur Verfügung standen. Wir sprachen mit dem Zeitzeugen.

Wenn Sie heutige Urlauber mit den Gästen von damals vergleichen, wo sehen Sie die größten Unterschiede?

Albrecht von Pflug: Damals hatten die meisten Urlauber noch nie zuvor eine Flugreise unternommen. Deswegen war die Reise selbst ein besonderes Ereignis. Viele Gäste hatten schon bei der Anreise etwas Schönes angezogen. Und die Herren trugen zum Abendessen manchmal sogar einen Anzug. Auch für die Hoteliers waren die plötzlich zahlreich anreisenden deutschen Gäste etwas Besonderes: Sie sagten mir oft, dass die deutschen Urlauber sehr höflich seien und weniger Beschwerden hätten als die spanischen Urlauber.

Was war sonst typisch für die deutschen Pauschalurlauber?

Von Pflug: Essen war eine Herausforderung für die Hoteliers. Während ihre spanischen Gäste meist nur Frühstück nachfragten, legten die deutschen Gäste Wert auf Vollverpflegung. Und die deutschen Urlauber wollten auch gern Speisen, die sie von zu Hause kannten. So stand dann beispielsweise auch bei einfachen Pensionen auf Mallorca plötzlich Schnitzel auf dem Menü.

Das klingt nach Pionierarbeit.

Von Pflug: Ja. Wir mussten immer bereit sein, schnell zu improvisieren. Ein großes Problem war, dass die Nachfrage boomte und die Hoteliers mit ihren Hotelneubauten oft nicht hinterherkamen. Ich weiß noch, dass die Reiseleiter dann am Flughafen gezielt jüngere Urlauber angesprochen haben, die in der Regel gelassener reagierten. Einmal haben wir auf Mallorca Gäste sogar im Kloster Lluc untergebracht. Als Entschuldigung gab es dann einen Mietwagen gratis.

Haben sich die Gäste damals auch beschwert?

Von Pflug: Bei Unstimmigkeiten gab es anfangs nur mündliche Entschuldigungen, eine Reklamationsabteilung existierte ja noch nicht. Als wir immer mehr Gäste begrüßten, mussten wir uns aber eine bessere Abwicklung überlegen. So entstand ein Standard-Entschuldigungsbrief, den wir kopiert hatten. Auf den jeweiligen Beschwerdegrund wurde direkt nicht eingegangen. Aber wir gelobten auf jeden Fall Besserung für die nächste Reise.

Mit Sicherheit gibt es auch ein lustiges Ereignis, an das Sie sich gern erinnern?

Von Pflug: Unsere Weihnachtsbaum-Flieger waren außergewöhnlich. Es war nämlich so, dass in unseren ersten Wintersaisons die Nachfrage der Gäste eher spärlich war. Denn viele Deutsche wollten die festliche Weihnachtszeit zu Hause nicht verpassen. Also ging es darum, auch im Ausland für Weihnachtsstimmung zu sorgen. So haben wir in den Prospekten die Hotels gekennzeichnet, die wir mit Weihnachtsbäumen ausstatten würden und haben auf die Flieger Tannenbäume von Deutschland in die Urlaubsziele gebracht. Das kam wirklich gut an. Uns Mitarbeitern haben solche Aktionen außerhalb der Reihe natürlich auch gefallen. Auch wenn sie ganz schön Extra-Einsatz bedeuteten.