London sportlich: Touristische Disziplinen im Olympia-Jahr

London (dpa/tmn) - Sporttreiben in London? Klingt nicht gerade nach einer guten Idee für Touristen, die sich sowieso schon die Füße plattlaufen. Doch Sport kann in London durchaus erholsam sein: im Pferde- oder Fahrradsattel, im Ruderboot oder im Naturschwimmbad.

Bald ist es so weit: Die besten Athleten der Welt versammeln sich in London zu den Olympischen Spielen (27. Juli bis 12. August). Den Londonern selbst fehlt oft die Zeit zum Sporttreiben. Oder das Geld. Damit befinden sie sich in einer ähnlichen Situation wie der normale Tourist. Dennoch kann ein Besuch in der Stadt auch mit einem begrenzten Zeit- und Geldbudget zum Sporterlebnis werden. Hier eine Übersicht - nach Disziplinen geordnet:

Leichtathletik: Es gibt eine Eigenschaft, die den Londonern seit jeher nachgesagt wird: Sie gehen unglaublich schnell. Überhaupt haben sie es eilig: Die meisten fahren nicht Rolltreppe, sondern sprinten sie hinauf - für Touristen heißt das: Immer nur rechts stehen, links wird überholt! Viele Büroangestellte joggen morgens zur Arbeit oder gehen in der Mittagspause schnell ins Fitness-Studio. Der neueste Trend ist British Military Fitness. Dabei lässt man sich grüppchenweise von ehemaligen Berufssoldaten im Military Look durch die königlichen Parks scheuchen. Der Drill ist ein solcher Erfolg, dass die gebrüllten Kommandos mittlerweile fester Bestandteil der Geräuschkulisse etwa des Hyde Park geworden sind.

Radsport: Immer mehr Londoner radeln zur Arbeit - der gerade wiedergewählte Bürgermeister Boris Johnson macht es ihnen vor. Er hat in der ganzen Stadt Leihräder, die sogenannten Boris Bikes, aufgestellt. Unter Touristen noch kaum bekannt ist die Möglichkeit, die Stadt per Bike zu erkunden. Spezialisierte Führer kennen die schönsten Wege und erzählen dabei allerhand Wissenswertes - sogar auf Deutsch.

Reiten: Im Pferdesattel durch den Hyde Park - das vergisst man sein Lebtag nicht mehr. Der Reitstall Hyde Park Stables in der Nähe der U-Bahn-Station Lancester Gate organisiert Touren und Reitstunden. Die Strecke führt über den Reitweg Rotten Row und am Serpentine-See vorbei.

Rollschuhlaufen: Es ist mit das Coolste, was man abends in London machen kann - und es ist gratis: Jeden Freitag treffen sich Hunderte von Rollschuhläufern, um gemeinsam durch die Stadt zu rauschen. Alle Arten von Rollschuhen und Inlineskates sind willkommen. So lernt man nicht nur die Stadt kennen, sondern vor allem Leute, denn anschließend verteilt sich alles über die nächstgelegenen Pubs. Die 15 bis 25 Kilometer lange Route ist jedes Mal anders, beginnt aber immer am Wellingten Arch bei Hyde Park Corner. Für Rollschuhläufer, die es ruhiger angehen lassen wollen, gibt es den „Sunday Stroll“, der jeden Sonntag um 14.00 Uhr an der Serpentine Road im Hyde Park beginnt. Dies ist die richtige Tour, falls man Kinder dabei hat.

Rudern: Legendär ist das Bootsrennen zwischen den Achtern von Cambridge und Oxford. Als Normalbürger rudert man am besten auf der Sperpentine, dem schlangenmäßig gewundenen See im Hyde Park, der 1730 auf Befehl einer Deutschen angelegt wurde, Caroline von Brandenburg-Ansbach, Königin von Großbritannien. 110 Pedalen- und Ruderboote stehen zur Verfügung. Während der Olympischen Spiele sollen hier Triathlon- und Schwimmwettbewerbe ausgetragen werden. Der See verfügt auch über einen Badebereich, der vorzugsweise von den Schönen und Hippen frequentiert wird. Im „Lido Café“ kann man anschließend die abtrainierten Kalorien zurückgewinnen.

Schwimmen: Margaret Thatcher soll sich etwas darauf zugute gehalten haben, möglichst viele öffentliche Schwimmbäder in England zu schließen. Die verbliebenen liegen von der Wassertemperatur her einige Grad unter dem, was man aus Deutschland gewöhnt ist. Im Sommer gibt es jedoch eine wunderbare Alternative: die Teiche von Hampstead Heath, einer lieblichen Anhöhe, auf der schon Karl Marx auf allen Vieren mit seinen Jüngsten auf dem Rücken herumkroch. Es gibt einen Teich für Männer - an heißen Tagen „London's Soho-on-sea“ mit hoher Stringtanga-Dichte -, einen für Frauen - versteckt hinter hohen Bäumen - und einen gemischten. Natur pur im Moloch, inklusive Seerosen.

Skifahren: In London finden zwar die Olympischen Sommerspiele statt, aber vielleicht könnte man auch mal über Winterspiele nachdenken. Die steilste Abfahrt bietet die U-Bahn-Station Angel mit ihrer 60 Meter langen Rolltreppe. Sehr Waghalsige fahren da schon mal mit Skiern runter - zur Nachahmung eher nicht empfohlen.

Tennis: Einmal in der Wimbledon-Stadt Tennis spielen! Das ist möglich - und noch dazu gratis. Auf der Website www.tennisforfree.com zeigt die Organisation Tennis for Free ständig an, welche öffentlichen Plätze umsonst bespielt werden können. Zu den Schirmherren dieser menschenfreundlichen Initiative gehört der Filmschauspieler, Autor und Alleskönner Stephen Fry.