Madagaskar für Eisenbahnfans: Trip mit der „Micheline“

Antananarivo (dpa/tmn) - Viele Eisenbahnfans träumen von außergewöhnlichen Fahrten wie mit der „Transsib“ oder mit dem Glacier-Express in der Schweiz. Auch Madagaskar hat eine ganz spezielle Schienenreise zu bieten: Die Tour mit der „Micheline“ führt in Kolonialzeiten zurück.

Erwartungsfroh steht die Reisegruppe auf dem Bahnsteig in Antananarivo. „Bitte einsteigen“, lautet die freundliche Aufforderung der Hostessen Rindra, Haingo und Felana, die den Fahrgästen Snacks servieren und sie auf Englisch und Französisch über Besonderheiten am Wegesrand informieren. Unterwegs ist die Gruppe mit einer Schienenlegende: Das Unternehmen Madarail, seit einigen Jahren Betreiberin des Schienennetzes Nord auf der Insel Madagaskar, hat den Oldtimer „La Micheline“ flott gemacht. Das Besondere an ihm: Der Schienenbus fährt auf Gummireifen, die mit Luft gefüllt sind, eine Seltenheit auf Schienen. Mit ihm geht es gen Osten nach Andasibe oder ins 170 Kilometer südlich gelegene Antsirabe.

Heute ist Andasibe das Ziel, die Heimat der Indris genannten größten Lemurenart. Während der vierstündigen Fahrt laden bequeme Sitze mit weichem Polster, Lederarmlehnen und Nackenkissen immer wieder zu einem Nickerchen ein. Die Ausstattung versetzt die Touristen zurück in die 1950er Jahre, als die „Micheline“ der Serie ZM 517 von der Kolonialmacht Frankreich auch auf die viertgrößte Insel der Welt gebracht wurde. Sieben Tonnen wiegt der 14 Meter lange nostalgische Zug mit seinem 120-PS-Motor. Es gibt 19 Sitzplätze, eine kleine Bar und eine Toilette - alles stilgerecht restauriert.

Lokführer Marc Razafindrabe, sein Elektriker und die beiden Mechaniker kennen jede Kurve, jeden Tunnel und jeden Bahnübergang. Ihr wichtigstes Instrument ist das Signalhorn, das auf offener Strecke ebenso wie beim Durchfahren von Orten lautstark dröhnt und die Ankunft des Schienenbusses „Viko-Viko“ ankündigt. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich die einheimische Madagaskar-Brachschwalbe. Sie ist Namensgeberin für die einzige noch intakte „Micheline“ dieses Typs, die knapp zehn Jahre lang in einer Werkstatt stand, bis sie Anfang 2010 erstmals wieder im Schienenverkehr eingesetzt wurde.

Die Strecke Antananarivo-Andasibe ist 148 Kilometer lang. Der Mangorofluss wird auf einer Eisenträgerbrücke überquert, zu den Höhepunkten zählt außerdem der Haltepunkt Mandraka mit seinem Blick ins Tal - sofern der späte Morgennebel nicht alles verschleiert. Die anschließende Talfahrt führt kurz nacheinander durch etliche Tunnel. Immer wieder sind am Streckenrand Menschen beim Pflügen und bei der Arbeit in Reisfeldern zu sehen. Oft ziehen auch Eukalyptuswälder oder Kiefernhaine an den Fenstern vorbei.

Umgerechnet knapp 50 Euro kostet das Rückfahrtticket pro Person. Am Samstag startet der „kleine Zug wie kein anderer“ um 8.00 Uhr in der Hauptstadt und fährt gegen 12.00 Uhr laut hupend in Andasibe ein, sonntags ist für 14.00 Uhr die Rückfahrt angesetzt. Die Passagiere haben damit ausreichend Gelegenheit, am Rande des Naturschutzgebietes bei einer Abendwanderung auf die Suche nach nachtaktiven Lemuren zu gehen und am Morgen darauf mit einem lokalen Naturführer die größte Halbaffenart im Park von Analamazaotra aufzuspüren. Und wer auf den Geschmack gekommen ist, kann nach der Rückkehr in Antananarivo gleich die nächste Tour buchen, die ins Edelsteinzentrum Antsirabe führt.

Informationen:

Eisenbahngesellschaft Madarail; Telefon von Deutschland: +261 20 2234599, E-Mail: tourisme@madarail.mg.

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