Mit dem Hausboot durchs indische Kerala

Alappuzha (dpa/tmn) - Wer auf seiner Indienreise genug hat von Staub und Stress, sollte eine Bootsfahrt machen. Auf den Backwaters in Kerala zieht der Dorfalltag in den Tropen beschaulich vorüber. Ein Geheimtipp sind die Bootstouren allerdings nicht mehr.

Eben noch tönten die Hupen der vielen Autos und dreirädrigen Tuk Tuks um uns herum, doch jetzt ist davon nichts mehr zu hören. Wir befinden uns auf dem Wasser, auf dem Weg zu unserem Hausboot, das uns die nächsten Tage durch das Hinterland von Kerala, Indiens südwestlichstem Bundesstaat, bringen soll. Nach ein paar Minuten Fahrt mit dem Motorboot taucht hinter einer Flussbiegung unsere schwimmende Unterkunft auf: ein sogenanntes Kettuvallam. Dort begrüßt uns die Crew, allen voran Deepu, Koch und gute Seele des Hausbootes. „Welcome on board“, sagt er strahlend.

Die Backwaters sind ein Hunderte Kilometer langes Gewirr von Wasserstraßen. Sie durchziehen in Kerala ein riesiges Gebiet. Mal sind die Wasserarme so schmal, dass selbst ein Kind darüberhopsen kann, mal vereinen sie sich zu größeren Seen. Viele Jahrzehnte lang nutzten die Bewohner diese Wasserstraßen vor allem, um ihre Lebensmittel heranzuschaffen und ihre Ernte in die Städte zu bringen.

Vor einiger Zeit hatte jemand eine Idee, welche die Region zu einem der beliebtesten Touristenziele Indiens machen sollte: Man funktionierte die gut 20 Meter langen Lastkähne zu schwimmenden Hotels mit hölzernen Aufbauten um. Mittlerweile tuckern Hunderte dieser Hausboote durch die Backwaters. Einige haben Platz für größere Familien mit Kindern, andere bieten neben einem Schlafzimmer für zwei Personen noch eine drei Mann starke Crew.

Zwischen den Mahlzeiten gibt es nicht viel anderes zu tun, als den prachtvollen Ausblick auf die Backwaters zu genießen. Im Schritttempo gleitet das Hausboot durch die Kanäle. Vorbei an meterhohen Bambussträuchern und Palmen, deren Blätter im Wind wiegen. Vorbei an üppig grünen Feldern, auf denen hin und wieder ein paar Kühe stehen. Vorbei an einzelnen Häusern und Dörfern.

Die mehrtägige Fahrt ermöglicht Urlaubern, einen Blick in den Alltag der Menschen zu werfen, die in den Backwaters leben. Frühmorgens werden wir von einem Hahn geweckt, der in der Nähe unserer Anlegestelle krakeelt. Wenig später legen wir ab und können die Dörfer beim Erwachen beobachten. Ganze Familien waschen sich im Wasser der Kanäle. Mädchen und Jungen in Schuluniformen laufen mit ihren Tornistern über die schmalen Pfade entlang der Kanäle.

Kurz danach, wir sind mittlerweile auf die Terrasse der Oberdecks umgezogen, hören wir ein aufgeregtes Klatschen: Hausfrauen stehen bis zu den Knien im Wasser und schlagen ihre Wäsche auf die Steine am Ufer. In der Nähe stehen Männer auf den Feldern, reparieren ihre Boote oder karren Einkäufe zu den Häusern. Gegen Mittag klappert es in allen Kanälen - nun wird das Geschirr gewaschen.

Auf diese Weise kann man teilhaben am ländlichen Leben - wenn auch als Beobachter, aus der Distanz. Das kann angenehm sein, aber auch gewöhnungsbedürftig. Echten Kontakt zu den Menschen vor Ort hat man kaum.

Das hält Urlauber nicht ab. Die Backwaters ziehen jährlich unzählige Touristen aus aller Welt an. Einige hoffen, schon bei einer Tagestour die Atmosphäre aufzusaugen. Weit kommen die voll besetzten Schiffe aber nicht, sie bleiben auf breiteren Kanälen - stets dicht gefolgt von anderen Booten.

Informationen:

Indische Fremdenverkehrszentrale, Baseler Straße 48, 60329 Frankfurt, Telefon: +49 69 2429490. Zahlreiche Informationen (auf Englisch) gibt es auch beim Tourismusamt Keralas.

Tausend Meter über der Wüste
Jebel Hafeet: In Schlangenlinien auf Abu Dhabis höchsten Gipfel und von dort die Aussicht genießen Tausend Meter über der Wüste