Oregon: Verkannte Schönheit am Pazifik
Wilde Steilküsten, sanfte Sandstrände und malerische Fischerdörfer: Die Küste des US-Bundesstaats Oregon ist touristisch noch ein Geheimtipp.
Düsseldorf. Morgens um sieben ist es wie verwunschen. Möwen kreischen und segeln auf der Suche nach einem Frühstückshappen dicht über dem kräuselnden Meer. Begleitet vom sanften Rauschen der Brandung dringen erste Sonnenstrahlen durch die Nebelschwaden, die tief über den nahen Bergen hängen. Und dann geht plötzlich alles ganz schnell. Wie ein Vorhang reißt der feuchtkalte Dunst auf und tritt den Rückzug an. Ein neuer, sonniger Tag an Oregons Küste beginnt.
Die 584 Kilometer lange Linie zwischen Brookings im Süden und Astoria im Norden des US-Bundesstaats ist ein Wunderland, in dem die Natur das Sagen hat. Und die ist gewaltig! Bis zu 1500 Meter türmen sich die Berge der Coast Range entlang der Küste auf. Ihnen zu Füßen liegen weitläufige Sandbuchten, die sich seit Jahrmillionen den wilden Kräften des Pazifischen Ozeans widersetzen. Durch diese raue, Wind und Wetter ausgesetzte Landschaft schlängelt sich mit dem Oregon Coast Highway (offiziell U.S. Route 101) eine der spektakulärsten — und dennoch wenig bekannten — Panoramastraßen der Vereinigten Staaten.
Vom Massentourismus ist die Naturschönheit im Nordwesten der USA weitgehend verschont geblieben. „Hier machen Amerikaner Urlaub. Europäer haben wir eher selten“, erzählt Frank, ein deutschstämmiger Oregonian, der vor Jahrzehnten aus der damaligen DDR nach Amerika ausgewandert ist und jetzt bei der Tourist Information im Fischerdorf Charleston arbeitet.
Die bunte Leuchtreklame der bekannten Fast-Food-Ketten sucht man in den kleinen Örtchen entlang der Küste ebenso vergebens wie mehrstöckige Bettenburgen. Stattdessen wildromantischer Charme: Bunte Holzhäuser mit Meerblick sorgen für Farbtupfer in den grünen Hügeln, beherbergen Übernachtungsmöglichkeiten, kleine Läden für Andenken, Kunst und Kulinarisches oder klassische „Steak & Lobster“-Restaurants für exzellente Fisch- und Fleischgerichte. Von vielen Orten aus starten Berg- und Strandwanderungen mit Rangern, Walbeobachtungen per Schiff oder Strandbuggy-Fahrten in den Dünen. So lässt sich die dramatische Kulisse, die Oregons Küste bietet, auf vielfältige Weise erleben. „Der Oregon Coast Highway ist nicht dazu gedacht, ihn an einem Tag zu fahren“, sagt Frank mit einem Augenzwinkern.
Der komplette Abschnitt des Highway 101 von Kalifornien im Süden bis zur Grenze von Washington State im Norden besteht aus State Parks, Gebieten mit hohem Naherholungswert.
Einzigartige Fotomotive ergeben sich alle paar Meilen, nicht zuletzt dank der vielen Felsmonolithen, die wie Perlen aneinandergereiht vor der Küste im Meer liegen, gischtumtost und allen Stürmen trotzend.
Majestätisch ragen auf den Klippen entlang der Küste elf Leuchttürme auf, die größtenteils nach historischem Vorbild liebevoll restauriert wurden. Fast schon kitschig wird die Szenerie am frühen Abend im glutroten Licht der untergehenden Sonne.
Als wäre die spektakuläre Natur nicht schon Grund genug für einen Trip nach Oregon, hat der Staat noch mehr Anziehungspunkte zu bieten. Golfliebhaber etwa finden dort nahezu paradiesische Verhältnisse vor. Allein an der Küstenstraße liegen 24 landschaftlich wunderschön eingebettete Golfplätze, auf denen jedermann — egal, ob blutiger Anfänger oder geübter Spieler — zu kleinen Preisen den Schläger schwingen kann. Insgesamt verfügt Oregon über 200 überwiegend öffentliche Plätze.
Weinkennern ist ein Abstecher ins hügelige Hinterland empfohlen. Willamette Valley, südlich von Portland, beherbergt idyllische Weingüter, die ausgezeichnete Tröpfchen produzieren. Die meisten bieten Verkostungen, einige auch Übernachtungsmöglichkeiten an.
Nicht zuletzt ist Oregon ein Einkaufsparadies, gehört es doch zu den fünf US-Bundesstaaten, die keine Mehrwertsteuer erheben. Da macht Shopping Laune!