Auf zur Zugspitze: Eibsee-Seilbahn wird 50

Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Sie gilt auch nach 50 Jahren noch als technische Meisterleistung. Fast 2000 Höhenmeter überwindet die Eibsee-Seilbahn zur Zugspitze auf einer Länge von 4,5 Kilometern - das ganze auf nur zwei Stützen.

Jetzt wird Jubiläum gefeiert.

Es muss ja nicht gleich der Mount Everest sein - einmal wenigstens auf dem Gipfel der Zugspitze (2962 Meter) gestanden zu sein, ist für viele Bergfreunde ein Muss. Die beschwerliche Route auf Deutschlands höchsten Punkt ist auch für trainierte Bergwanderer anstrengend, so dass die meisten bequem mit der nostalgischen Zahnradbahn oder der Seilbahn hinauffahren. Am Mittwoch (15. Mai) feiert die sogenannte Pendelseilbahn 50-jähriges Bestehen. Der runde Geburtstag wird am Gipfel begossen. Dabei wird auch über den Bau einer neuen Seilbahn gefachsimpelt.

Der nach dem Zweiten Weltkrieg langsam belebte Tourismus war auch in Garmisch-Partenkirchen zu spüren. Auf die Zugspitze fuhr aber seit 1930 nur gemächlich die Zahnradbahn - zu wenig Kapazität, um den Ansturm auf Deutschlands höchsten Berg bewältigen zu können. Eine Seilbahn musste her. Die Talstation sollte am Eibsee sein und damit nahe dem Bahnhof der Zahnradbahn. 1961 war Baubeginn. Noch im selben Jahr wurden neben dem Rohbau der Talstation trotz schwierigster Arbeitsbedingungen auch die beiden mächtigen 85 und 65 Meter hohen Fachwerkstützen fertiggestellt.

Eigentlich war die Eröffnung der neuen Seilbahn nach rund zweijähriger Bauzeit Ende 1962 vorgesehen. Doch ausgerechnet bei der Jungfernfahrt am 1. Dezember gab es einen Zwischenfall. Ein Reporter stieß aus Versehen gegen einen Steuerungsschrank. Durch abruptes Bremsen kam es zu einem Zugseilüberwurf, wie es in der Chronik heißt. Erst nach zweieinhalb Stunden langsamer Fahrt kehrten alle Passagiere zwar kreidebleich, aber wohlbehalten ins Tal zurück.

Nach einer gründlichen technischen Überprüfung nahm die Seilbahn am 15. Mai 1963 den Betrieb auf. Seitdem schwebten fast zehn Millionen Menschen in einer der beiden Kabinen den Berg hinauf oder hinunter. Auf einer Länge von 4453 Metern werden in zehn Minuten 1950 Meter Höhenunterschied bewältigt. Von allen Pendelbahnen der Welt überwindet die Eibsee-Seilbahn die größte Höhendifferenz zwischen zwei Stützen. 44 Fahrgäste haben in einer Kabine Platz, die Stundenkapazität beträgt maximal 260 Passagiere in jede Richtung. Vom österreichischen Ehrwald aus führt eine zweite Seilbahn auf den Berg.

Peter Huber, technischer Vorstand bei der Zugspitzbahn, ist stolz, dass es in fünf Jahrzehnten „bis auf zwei oder drei Malheure“ keinen ernsthaften Unfall mit der Seilbahn gab. „Einige Male mussten Passagiere wegen technischer Probleme aus Kabinen geborgen werden, aber ohne einen einzigen Verletzten“, berichtet der Vorstand des größten deutschen Seilbahnunternehmens mit fast 300 Mitarbeitern.

Günter Karl kann von der Terrasse seines Hauses in Grainau direkt auf die Zugspitze und die Eibsee-Seilbahn schauen. Er war als Student am Bau der unteren Stütze beteiligt. In schwindelerregender Höhe schraubte er die Teile der Fachwerkstütze zusammen. „Wir haben bei Wind und Wetter gearbeitet“, erinnert sich der 71-Jährige, der als Elektroingenieur später zum Vorstand der Zugspitzbahn aufstieg. Beim Blick vom Garten auf die Seilbahn gerät Karl noch immer ins Schwärmen. „Die Seilbahn ist eine technische Meisterleistung.“

Doch in einigen Jahren hat die Super-Seilbahn ausgedient. Eine neue muss her, um mehr Menschen auf den höchsten Berg Deutschlands bringen zu können. Die Planungen dafür sind angelaufen. Die neue Seilbahn soll auf der selben Trasse wie die bisherige verlaufen, allerdings die Kapazität mit 540 Menschen pro Stunde mehr als doppelt so groß sein. „Baubeginn könnte 2015 sein“, hofft Vorstandsmitglied Huber, „2018 die erste Fahrt“ - exakt 55 Jahre nach dem Start der Vorgängerin. Die Kosten dürften nicht unter 30 Millionen Euro liegen.

Den Bau der neuen Seilbahn will Günter Karl von seiner Terrasse aus genau verfolgen. „Zwar vergisst man eine Bahn nie, für die man 35 Jahre mit Verantwortung getragen hat“, sagt der 71-Jährige. „Aber genauso bin ich als Ingenieur an einem Neubau interessiert und freue mich auf eine neue technische Meisterleistung.“