Perle Montenegro: Naturschätze, Promenaden - und Bausünden

Budva (dpa/tmn) - Der in die Jahre gekommene Kleinbus rast um eine Kurve. Er kommt aus dem Inland, nun wird der Blick auf die Bucht von Budva frei. Für Busfahrer Andrej ist das staunende „Ah!“ und „Oh!

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“ seiner Mitfahrer nichts Neues. Viermal täglich fährt er in die Touristenhochburg an der Adriaküste hinein.

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In den öffentlichen Bussen, die alle größeren Städte Montenegros verbinden, befinden sich ohnehin kaum Urlauber. Die Fahrzeuge für bis zu zwölf Insassen sind das Transportmittel Nummer eins für die Einheimischen auf dem Weg zur Arbeit und wieder zurück.

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Die Touristen aus Serbien oder auch Frankreich und Deutschland halten sich lieber in den Straßencafés auf oder besichtigen mittelalterliche Stadtzentren, umgeben von duftenden Feigen- und Orangenbäumen. Wer durch die Landschaft mit ihren Zypressenhainen fährt, der muss gleich an die Toskana denken - und nicht an den Balkan.

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Rund 500 Euro im Monat, etwas mehr als das Durchschnittseinkommen, verdient der zweifache Vater Andrej mit seinen täglichen Fahrten zwischen Budva, Tivat - und Kotor. Die mittelalterliche Siedlung mit Stadtmauer, Burg und der herrlichen Bucht von Kotor wurde 1979 zum Weltkulturerbe erklärt. Montenegros Nationalstolz.

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Die Geschichtsstudentin Ksenia, Mitte 20, verdient sich als Reiseleiterin Geld dazu. Es gebe einfach zu wenig Arbeit, sagt sie. Noch. Industrie und Tourismus erholen sich vom Jugoslawien-Krieg, aus dem sich Montenegro so gut es ging herausgehalten hat.

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Wer die Touristenbucht von Budva erreicht, schaut nicht nur auf das türkisblaue Wasser der Adria, die historische Hafenstadt und die Insel Sveti Nikola. Sondern auch auf Hotelbunker der Sechziger und Siebziger Jahre. Mancher empfindet sie regelrecht als Beleidigung für das Auge. Doch es werden weitere Anlagen gebaut.

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Das Geldverdienen gestaltet sich aber zum Teil schwierig. Seit 2010 wird abwechselnd gebaut und gestoppt. Die Bauarbeiten nehmen immer dann wieder Fahrt auf, wenn einige Parzellen an investitionswillige Europäer veräußert wurden. Während viele Städte Europas gelernt haben, ihr historisches und kulturelles Erbe zu schützen und die Landschaft zu verschandeln, steht der Umweltschutz in Montenegro noch ziemlich am Anfang.

Andrej und Ksenia sehen die üblen Bausünden schon gar nicht mehr. Für sie ist die kleine Schwester Serbiens ein Land der Superlative: Der einzige Fjord in Europa außerhalb Norwegens, einige der tiefsten Schluchten der Mittelmeerregion, hohe Berge. Ksenia schwärmt vom Skadar-See. Er ist das größte Binnengewässer auf dem Balkan.

Budva und das benachbarte Becici sind bekannt für ausgelassene Strandparties. Seit 2014 steigt für drei Tage im Juli das Sea Dance Festival, bei dem 80 000 Besucher zu elektronischer Musik feiern. „An diesen Tagen haben wir hier Ausnahmezustand. Da nehme selbst ich mir drei Tage frei, um dabei zu sein“, sagt Andrej.

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