Reise in die Tiefe: Unter der Erde liegt das Köln der Römer

Köln (dpa/tmn) - Einst bauten die Römer in Köln Gräber, Paläste, Thermen und Kanäle. Alles ist noch da - man muss nur wie Indiana Jones in die Tiefen der Geschichte hinabsteigen.

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Überirdisch sind in Köln nur ein paar Mauerstücke und ein Festungsturm aus der Römerzeit stehen geblieben. Aber wer in die Tiefe geht, kann viel mehr entdecken. Es gibt da zum Beispiel eine Treppe, wenn man die hinuntersteigt, umfängt einen erst geheimnisvolles Dämmerlicht, und dann tut sich eine Grabkammer auf. Eine kühle Grabkammer aus dem 2. Jahrhundert nach Christus.

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An der Rückwand steht ein mit Fabelwesen verzierter Sarkophag, dessen Grabplatte verschoben ist. Fast noch unheimlicher sind zwei Sessel in Korboptik. Ihr Design unterscheidet sich in nichts von heutigen Modellen aus dem Möbelcenter. Nur sind sie nicht aus Korbgeflecht, sondern kunstvoll aus Kalkstein nachgebildet und über 1800 Jahre alt. Hier unten gibt es nichts Modernes, noch nicht mal eine Infotafel. Entsprechend hoch ist der Indiana-Jones-Gehalt.

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Tief unter der Erde hat das Köln der Römer überdauert - die Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Zum Beispiel ihr Prätorium, der Statthalterpalast. Er wäre nie gefunden worden, wenn das Zentrum von Köln im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört worden wäre. Heute kann man das Prätorium unterirdisch umwandern, es ist täglich außer montags geöffnet. Direkt daneben spazieren die Besucher durch einen antiken Abwasserkanal. Die Römer führten das Frischwasser über eine mehr als 100 Kilometer lange Leitung aus der Eifel an, das Schmutzwasser entsorgten sie in den Rhein. Der Stand ihrer Technik wurde erst im 19. Jahrhundert wieder erreicht.

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Ständig kommen in Köln neue Zeugnisse der römischen Kultur ans Licht, zuletzt vor allem beim U-Bahn-Bau. Aber auch jeder andere Kölner, der in der Innenstadt gräbt, kann etwas finden. 1965 stieß ein Südstadt-Bewohner beim Ausschachten seines Kellers auf Steinquader, die sich als haushohes Grabdenkmal entpuppten. Es ist heute eines der beiden Prunkstücke des Römisch-Germanischen Museums. Das andere ist das Dionysos-Mosaik, das 1941 beim Ausheben eines Bunkers im Boden aufschimmerte. Es besteht aus 1,5 Millionen Mosaiksteinen - etwas Schöneres ist auch in Italien schwer zu finden.

Wenn man dann auch noch erkunden will, wie sich die Römer im Wellnessbad entspannten, muss man von Köln einen kleinen Abstecher nach Zülpich machen. Dort sind die gut erhaltenen Römerthermen Teil eines Museums der Badekultur, das die Ausgrabungen anschaulich in Modellen und Filmen erklärt.

Die außen wie innen bunt bemalten Bäder öffneten normalerweise gegen 11.00 Uhr. Im Umkleideraum legte man zunächst seine Sachen ab und schlüpfte dann nackt in die Badelatschen. Im Schwitz- oder Warmbad - einem angenehm erwärmten Raum - ölte sich der Badegast ein oder ließ sich massieren. Anschließend stieg er im Heißbad in eine mit 40 Grad warmem Wasser gefüllte Wanne, um sich danach im Kaltbad zu erfrischen. Haarausreißer, Mediziner und Köche kümmerten sich um die Gäste. In Gemeinschaftslatrinen ohne Trennwände saß man zusammen auf der Toilette und redete über Götter und die Welt.

Im Keller hielten Sklaven ständig ein Feuer in Gang, dessen Wärme durch Hohlräume in die Fußböden und Wände geleitet wurde. Als die Wälder im Umland abgeholzt waren, wurden über den Rhein Tannenstämme aus dem Schwarzwald angeführt. Das war Ressourcenverschwendung im großen Stil - aber was kümmerte es die Römer? Hauptsache, sie hatten es warm.