Mal eben nach...Rotterdam Rotterdam: Mehr als „nur“ Welthafen

Von Robert Möginger

Bilderbuch-Rotterdam: Cafés und Restaurants am Historischen Hafen im Zentrum der Stadt.

Bilderbuch-Rotterdam: Cafés und Restaurants am Historischen Hafen im Zentrum der Stadt.

Foto: dpa/Soeren Stache

Weltoffen, vielfältig, cool. Attribute wie diese mögen auf manche Reiseziele zutreffen - für Rotterdam könnten sie geradezu erfunden worden sein. Die mit fast 700 000 Einwohnern zweitgrößte Stadt der Niederlande hat nicht nur Europas größten und wichtigsten Seehafen, sondern gilt auch als die Architektur- und Künstlermetropole des Landes. Die imposante Skyline verändert sich  permanent.  Vor allem in Kop van Zuid,  dem „Kopf von Süd (-Rotterdam)“, dem komplett neuen Stadtteil auf einem ehemaligen Hafenareal an der Rheinmündung, das die gigantische rotlackierte Erasmusbrücke  über die Nieuwe Maas mit dem Stadtzentrum verbindet, wachsen seit den 1990er Jahren immer neue originelle Wolkenkratzer in die Höhe. „De Rotterdam“ heißt das kühne Wahrzeichen des Quartiers, ein 150 Meter hoher Koloss aus Stahl und Glas - eine „vertikale Stadt“ in einem Gebäude, so sein Architekt Rem Kohlhaas. Fast schon ein Klassiker aus den 1970er Jahren ist der „verrückte“ Kijk Kubus aus schräg stehenden Appartement-Würfeln am alten Hafen von Piet Blom.

Internationale Einflüsse
in den Küchen der Stadt

Schlicht genial: Die grandiose Markthalle, 2014 von Königin Maxima eröffnet. Der hufeisenförmige Bau vereint Lebensmittelmarkt, Einkaufspassage, Gastronomie, Parkplätze und Wohnungen unter einem Dach. Und die Decken der Halle sind auch noch mit moderner Kunst verziert - Erstbesucher mögen sich fühlen wie im Science Fiction Film.

Dass Rotterdem sich nach dem Zweiten Weltkrieg so grundlegend neu erfinden musste, geht zurück auf die furchtbare Bombardierung am 14. Mai 1940 durch die deutsche Luftwaffe. So blieb im alten Kern kaum ein Stein auf dem anderen. Im Stadtzentrum selbst stehen von den Gebäuden, die vor dem 20. Jahrhundert errichtet wurden, nur noch die Laurenskerk (Laurentiuskirche) und Het Schielandshuis (Sitz der Tourist-Info). Eine stille Reminiszenz an die Vorkriegszeit ist auch der Rest des Historisch Delfshaven, als Vorhafen der Stadt Delft gegründet und mit dieser durch den Delftse Schie Kanal verbunden. Unbedingt sehenswert ist das Hotel New York im Gebäude der ehemaligen Holland America Lijn, von wo  einst viele Amerika-Auswanderer aufbrachen. Heute ist die Hotelbar nicht nur zur Happy Hour ein beliebter Treffpunkt.

Für Kunstinteressierte ein Muss:  Das Museum Boijmans Van Beuningen mit einer fantastischen Gemäldesammlung niederländischer und europäischer Meister aller Epochen. Rembrandt, Van Gogh, Picasso - alle sind sie mit Herausragendem vertreten. Der neueste Clou ist das begehbare Schaudepot im Museumspark, das erst 2021 eröffnet wurde.

Dass man in Rotterdam hervorragend isst, liegt nicht zuletzt an der großen Vielfalt der Rotterdamer selbst. Einwanderer aus aus den ehemaligen niederländischen Kolonien Suriname, den Antillen und Molukken sorgen für reichlich kulinarische Abwechslung. Hinzu kommen Einflüssen aus der Türkei, Marokko, Syrien, den Kapverden, die die Gastronomie ebenfalls bereichern. Übrigens verdankt die Stadt ihren Zuwanderern auch, dass sich das Durchschnittsalter der Bevölkerung nach 2000 stetig verringert hat - ein Unikum in der EU. Und seit 2009 hat Rotterdam mit Ahmed Aboutaleb einen Bürgermeister marokkanischer Abstammung mit doppelter Staatsangehörigkeit.

Seinen schönsten, weil friedlichen Ausdruck findet das Multi-Kulti-Miteinander auf der West-Kruiskade: An dieser Straße liegen karibische und asiatische  Lokale, türkische Supermärkte und holländische Metzgerläden Tür an Tür - das Leben kann so einfach sein im weltoffenen Rotterdam...