Schnäppchen-Preise für Bustickets bald zu Ende?
München (dpa) - Vor allem junge Leute haben die Fernbusse als günstige Alternative zur Bahn entdeckt. Die Zeit der supergünstigen Tickets könnte aber vorbei sein, wenn die Zahl der Anbieter weiter schrumpft.
Mit dem ADAC verließ nun einer der Großen den Markt.
Von Berlin nach Hamburg für acht Euro: Solche Schnäppchen werden Reisende in Deutschland wohl bald nur noch schwer finden. Monatelang haben sich die Fernbusanbieter gegenseitig unterboten, um möglichst viele Gäste an Bord ihrer Busse zu locken. Nun gibt sich einer nach dem anderen in dem Preiskampf geschlagen. Nun verkündete der ADAC den Ausstieg aus dem umkämpften Fernbusmarkt und überlässt seine Anteile am ADAC Postbus der Post. Wenn am Ende nur noch ein paar große Anbieter übrigbleiben, dürften steigende Preise für die Bus-Tickets nur noch eine Frage der Zeit sein.
Zwei kleine Anbieter wurden in den vergangenen Wochen schon von dem harten Preiskampf überrollt: Der Frankfurter Busdienst city2city stellte im Oktober den Betrieb ein, das Insolvenzverfahren über das Offenbacher Unternehmen DeinBus.de wurde Anfang November eröffnet. In der Branche werde mit harten Bandagen gekämpft, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Christian Feketija über den brutalen Wettbewerb.
Der ADAC hatte sich vor einem Jahr auf das Abenteuer Fernbus eingelassen - sich allerdings gleich eine Hintertür für den Ausstieg offengelassen. Nach gründlicher Prüfung entschied er sich nun, diese zu nutzen und sein Geld lieber in andere Geschäfte zu stecken. „Zum Wohle seiner Mitglieder“ konzentriere sich der ADAC auf sein Kerngeschäft „Hilfe, Rat und Schutz“. Das klingt nicht so, als stehe die Gewinnschwelle vor der Tür - und weitere öffentliche Schelte kann der Verein nach dem Skandal um Manipulationen beim Autopreis „Gelber Engel“ nicht gebrauchen.
Beim Münchner Konkurrenten Flixbus hielt sich die Trauer über den Ausstieg des ADAC in Grenzen. „Viel Geld alleine reicht nicht“, sagte Geschäftsführer Jochen Engert. Er bleibt zuversichtlich für sein Unternehmen. „2015 werden wir Geld verdienen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Auch die Post ist überzeugt von der Zukunft der Fernbusse und will das Netz für den Postbus künftig ausbauen. Allerdings hat der Postbus auch nicht den Anspruch, der billigste Anbieter zu sein, sondern sieht sich eher als Premium-Anbieter.
Nach jahrzehntelangen Beschränkungen ist der Markt für Fernbuslinien in Deutschland seit Anfang 2013 weitgehend freigegeben. Das sorgte erstmal für Goldgräber-Stimmung: Unzählige Anbieter versuchten ihr Glück und investierten viel Geld in Hightech-Busse mit allem Komfort und ein stetig wachsendes Streckennetz. Vor allem junge Leute mit mehr Zeit als Geld freuen sich seitdem über eine günstige Alternative zur Bahn mit gratis W-LAN an Bord.
Neun Millionen Menschen setzten sich 2013 in einen Fernbus, dieses Jahr könnten es nach Schätzungen des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer schon doppelt so viele werden. Die Bahnstreiks bescherten den Anbietern zudem zahlreiche neue Kunden, die eher notgedrungen umgestiegen sind. Einige von ihnen sind dadurch erst auf den Geschmack gekommen - und billiger als die normalen Fahrpreise der Bahn werden die meisten Tickets für den Bus voraussichtlich erstmal bleiben.