Symbol für Litauen: Vilnius bekommt Großfürstenpalast zurück

Vilnius (dpa) - Der Palast der Großfürsten war einst Symbol für Litauens Macht und Größe. Doch mit dem Niedergang des polnisch-litauischen Großreichs gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde er dem Erdboden gleichgemacht.

Nun ist die Residenz wieder aufgebaut.

Mehr als zwei Jahrhunderte lang war der Palast der Großfürsten vollständig aus dem Stadtbild von Litauens Hauptstadt Vilnius verschwunden. Lange schien es unwahrscheinlich, dass er jemals wieder aufgebaut würde. Doch zur Jahrtausendwende entschloss sich Litauen, die historische Herrscherresidenz originalgetreu zu rekonstruieren. Am 6. Juli wird der Palast seine Türen für Besucher öffnen - pünktlich zur ersten litauischen EU-Ratspräsidentschaft.

„Jedes Volk will und braucht Symbole, die sichtbarer Ausdruck ihrer staatlichen Souveränität und nationalen Würde sind“, sagt Vydas Dolinskas, Direktor des Nationalmuseums im Palast der Großfürsten. „Mit dem Wiederaufbau wollen wir an das historische Erbe und die kulturelle Bedeutung des Gebäudes für Litauen anknüpfen.“

Der vierstöckige Palast wird nach mehr als zehnjähriger Bauzeit dann wieder den Mittelpunkt einer ausgedehnten Anlage im Herzen von Vilnius bilden, der die Kathedrale, die Gediminas-Burg und die beiden ehemaligen Arsenale umfasst. Zunächst wird der Südflügel als Museum eröffnet, später folgen in den anderen Teilen des 14 000 Quadratmetern großen Komplexes ein kulturhistorisches Zentrum und Veranstaltungssäle.

Im 13. Jahrhundert residierte der litauische König Mindaugas in dem Palast, und nach ihm fast drei Jahrhunderte lang Großfürsten. In Personalunion waren die Großfürsten oft auch König von Polen. Das polnisch-litauische Reich erstreckte sich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Doch mit dem politischen Niedergang des polnisch-litauischen Großreichs verlor auch der Palast seinen Glanz. Im Jahr 1801 wurde er bis auf die Grundmauern abgetragen.

Jetzt aber steht das einstige Machtzentrum wieder. Die Idee zum Wiederaufbau entstand zeitgleich mit der litauischen Unabhängigkeitsbewegung 1987 - damals war das baltische Land noch Teil der Sowjetunion. Dreizehn Jahre später beschloss das litauische Parlament die Rekonstruktion.

Auch wenn in Umfragen rund 80 Prozent der Litauer den Wiederaufbau unterstützten, warnten Skeptiker vor einem romantisierenden Nationalismus. Fachleute wiederum verweisen darauf, dass die ursprüngliche Gestaltung der Palasträume nur sehr lückenhaft überliefert ist.

Größter Kritikpunkt sind die Kosten - mit umgerechnet gut 100 Millionen Euro wird der Bau dreimal so viel Geld verschlingen wie ursprünglich geplant. Wegen der Folgen der Finanzkrise und eines zwischenzeitlichen Baustopps verzögerte sich der schon für 2009 geplante Bauabschluss.

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