Disneyland mit chinesischem Touch

Shanghai (dpa) - Das erste Disneyland in Festlandchina soll „chinesisch“ werden. In Hongkong hatten Micky Maus und Co. ihre Startschwierigkeiten, aber der künftige Park in Shanghai setzt stärker auf chinesische Kultur.

Micky Maus und Schneewittchen bekommen chinesische Freunde. Im künftigen Disneyland in Shanghai werden sich heimische chinesische Comicstars wie Xi Yangyang und Huitailang - das „liebe Schaf“ und der „böse Wolf“ - zu den Helden in Walt Disneys Magic Kingdom gesellen. „Es kann nicht das Disneyland sein, das Walt in Kalifornien gebaut hat, weil wir in China sind“, sagte Disney-Chef Robert Iger bei einem Besuch im Reich der Mitte. „Es muss aussehen und sich anfühlen wie ein chinesisches Disneyland.“

In der zweiten Jahreshälfte 2015 soll der Vergnügungspark vor den Toren der Hafenmetropole Shanghai eröffnen. Es wird weltweit das sechste Disneyland - und speziell auf China zugeschnitten. „Es wird Dinge geben, die in unseren Parks sonst nicht vorkommen“, sagte Iger in einer Diskussion auf dem Fortune Global Forum im südwestchinesischen Chengdu.

Überhaupt sei es ein „Missverständnis“, dass durch Entwicklung und Technologie wie das Internet der Globus zu einer einzigen „Weltkultur“ zusammenwachse. „Das ist absolut nicht der Fall“, findet Iger. „Der Stolz von Orten, Ländern oder Märkten für die eigene Kultur und das Bedürfnis, sie zu besitzen und zu kontrollieren, ist ziemlich klar.“ Disney stehe für Optimismus, Familie und Interesse an Kulturen. Es sei eine „Erlebnismarke“, die andere Völker auf besondere Weise berühre.

„Es kann nicht nur ein Disneyland sein, das eine reine Kopie von anderswo in der Welt ist“, erläuterte Iger seine Philosophie. Es scheint ein bisschen auch eine der Lehren aus dem 2005 in Hongkong eröffneten Park zu sein, der erst 2012 schwarze Zahlen schrieb. Die Besucherzahlen des weltweit kleinsten Disneylands in der autonom regierten chinesischen Sonderverwaltungsregion blieben hinter den Erwartungen zurück.

Es gab Kontroversen über Management, Tickets, teure Hotelpreise oder auch missmutige und schlecht bezahlte Parkmitarbeiter, die einmal den Aufstand übten. Iger ging auf diese Probleme nicht einzeln ein, nannte aber ein Beispiel aus Hongkong, um zu demonstrieren, dass die Dinge in der chinesischen Kultur eben anders laufen: „Die Leute brauchen doppelt so lange zum Essen wie in Florida, Kalifornien, Paris und Tokio.“ Wenn Gäste also die doppelte Zeit im Restaurant säßen, ließen sich weniger Besucher durchschleusen. „Wir haben einfach nicht genug Essensmöglichkeiten geschaffen.“

In Shanghai, wo gegenwärtig das weltweit größte und höchste Disney-Schloss gebaut wird, sollen solche Missgeschicke nicht noch einmal passieren. Elf Jahre musste verhandelt werden, bis die Bauarbeiten auf dem sieben Quadratkilometer großen Gelände der ostchinesischen Hafenmetropole beginnen konnten. „Es gab einige sehr, sehr große Komplikationen auf verschiedenen Ebenen, sei es finanziell, kreativ, logistisch, einfach überall“, sagte Iger.

Dass Geschäftemachen in China völlig anders als in den USA funktioniert, hat auch Jeffrey Katzenberg von DreamWorks quälend erfahren. Mit Animationsfilmen wie „Kung Fu Panda“ und Kooperationsprojekten will Katzenberg den boomenden Filmmarkt im Milliardenreich erobern. Er habe sich mühsam anpassen müssen, gibt er zu. „Wenn wir zu Hause auf Probleme wie Vorschriften und Traditionen stoßen, strengen wir uns an, sie zu ändern. Hier nicht“, sagte Katzenberg. „Zu Hause ist eine gerade Linie der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten. Hier nicht. Zu Hause ist Ungeduld eine Tugend. Hier nicht.“

In China ändere man problematische Vorschriften nicht, sondern umgehe sie, verriet er. „In China gelangt man immer ans Ziel, aber meistens nicht auf geradem Weg. In China ist Geduld nicht nur eine Tugend, sondern eine Notwendigkeit.“ Der gigantische Wachstumsmarkt mit seiner wachsenden Mittelschicht zieht Unterhaltungsriesen wie DreamWorks und Disney magisch an. Neben dem klassischen Geschäft mit Themenparks, Souvenirs, Kinos und Fernsehen bieten mobile Plattformen neue Möglichkeiten auch für Unterhaltungsfilme. Nirgendwo entwickelt sich das mobile Internet so schnell wie in China.

Auch im Bildungsbereich gibt es Geld zu verdienen. In Shanghai begann Disney mit einer Kette von Schulen für Englischunterricht, die sich rasant entwickelt. Fast 50 solcher Schulen gibt es bereits. Es sollen sehr viel mehr werden, doch müsse die Qualität auch gewahrt bleiben, sagte Iger. Er sieht auf dem Milliardenmarkt großes Potenzial: „Es gibt offensichtlich Möglichkeiten zu wachsen.“

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