Teneriffa – Insel mit zwei Gesichtern

Masse und Klasse – in Teneriffa kann man die Vollendung des Pauschaltourismus erleben.

Düsseldorf. Morgens mit der Segelyacht zu den Walen rausfahren, mittags am Fuße eines Vulkans die Stille genießen und abends Nachtleben mit Flamenco-Show. Auf Teneriffa ist das möglich.

Die Insel mit den zwei Gesichtern, geteilt durch Spaniens höchsten Berg, ist grün und karg, ursprünglich und übertrieben zugleich. Und sie ist mit ihrem gleichbleibendem Klima und bis zu 340 Sonnentagen im Jahr eines der beliebtesten Urlaubsziele in Europa. Und genau das ist auch der Grund, warum sie von Individualisten gemieden wird: Sie hat halt von allem etwas.

Und das in großem Maßstab. So wirkt der Süden der Insel bisweilen wie ein großer Urlaubs-Freizeitpark. Hotels mit 500 Zimmern sind die Regel, gern wie kleine Städte gebaut, so dass man sie nicht verlassen muss. Die zwei größten Attraktionen, aufgebaut von dem Deutschen Wolfgang Kiessling, komplettieren das Bild vom kunterbunten Insel-Phantasialand.

Der Loro Parque in Puerto de la Cruz beherbergt die größte Papageienzucht der Welt, zu den Prachtexemplaren gehören zudem vier seltene Orca-Wale und weiße Tiger. Der Siam Park an der Costa Adeje ist ein Wasserpark, in dem man eine 28 Meter hohe Wasserrutsche nahezu vertikal hinabstürzt und in einer Kunststoffröhre durch ein Haifischbecken rutscht. Das ist die Familieninsel Teneriffa.

Für Wanderer, Hobby-Botaniker und Individualtouristen bietet sich der Norden an. Der Vulkan Teide, mit 3718 Metern Spaniens höchster Berg, teilt die Insel in zwei Klimazonen. In den kargen, heißen Süden und den grünen, frühlingshaften Norden.

Wer durch das Cañadas-Gebirge fährt, kommt dem Ursprung der Insel am nächsten. Die steilen Serpentinen führen an den Fuß des ruhenden Vulkans. Noch heute sind die gigantischen Lavaströme zu erahnen, die diese Insel einst geformt haben. Inmitten dieser Gesteinswüste wurden Filme wie "Planet der Affen" und erst kürzlich "Kampf der Giganten" mit Liam Neeson gedreht. Wer seinen Blick über die Ebenen schweißen lässt weiß warum: Dies ist der perfekte Ort für Außerirdische und Uhrzeitviecher.

Wer die steilen Serpentinen wieder herunterfährt, braucht einen robusten Magen. Der Höhenunterschied und die irrsinnig engen Kurven können das Körperempfinden ganz schön durcheinander bringen. Dabei gibt es mindestens zwei lohnenswerte Zwischenstopps. Zum einen lohnt sich ein Halt in einer der Bodegas, die den heimischen, aufgrund der Höhenlage sehr trockenen Wein ausschenken.

Im 80 Jahre alten Weinkeller der Bodegas Álvaro an der Calle Álvaro Ramos in Tacoronte lässt es sich auch hervorragend speisen. Zum Beispiel Papas arrugadas, kanarische Runzelkartoffeln mit rotem und grünem Mojo (einer kalten Paprika- und Kräuter-Knoblauch-Sauce). Wem nach dem Höhentrip noch mulmig ist, dem empfiehlt sich eine kleine Kaffeepause. Zum Beispiel bei Michaela Braun in Masca. Seit 13 Jahren lebt sie auf der Insel. Seit sieben Jahren betreibt sie mit ihrem Partner das Café "La Piedra" in dem malerischen Bergdorf.

Es gibt hausgemachte Limonade und Barraquito, den kanarischen Espresso mit gesüßter Kondensmilch, Zitrone, Likör und einem Klecks Milchschaum. Michaela Braun schätzt die Naturverbundenheit und den erdverbundenen Lebensstil im Bergdorf und erklärt: "Bis vor 40 Jahren liefen die Frauen drei Stunden lang mit Kartoffeln und Orangen bepackt zum Meer hinunter, um mit den Fischersfrauen Waren auszutauschen."

Und die Männer? "Die gingen um fünf in der Frühe aufs Feld." Als Frühstück gab es Brot mit Sardellen und Tomate und Parra einem oft hausgebrannten Schnaps mit Zitrone und Kräutern. Das eigenwillige Getränk gibt es bei ihr oder in den Bodegas.

Als Mitbringsel bietet sich aber eher Honig von der Insel an. Denn auf Teneriffa wachsen 120 Pflanzen, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt. Verwurzelt auf der versteinerten Lava des Teide.

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