Durch die Flammenhölle zum Arbeitsplatz

Margarete Scheike erlebte den Pfingstangriff als Telegrafistin bei der Post. Nach dem Angriff musste sie sofort zu ihrer Dienststelle eilen.

Düsseldorf. Margarete Scheike war 18 Jahre alt, als sie den Pfingstangriff auf die Stadt erlebte. Mit ihrer Familie und Nachbarn überlebte sie die Bombardierung im Keller des Hauses an der Burghofstraße. Durchatmen konnte die junge Düsseldorferin danach nicht. „Wenn ein Großangriff vorbei war, musste ich zu meiner Dienststelle kommen.“

„Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich durch die Friedrichstraße lief. Um mich vor Staub und Rauch zu schützen, hatte ich mir ein nasses Handtuch vor das Gesicht gehalten. Alles stand in Flammen. Unterwegs traf ich keinen Menschen. Und als ich am Graf-Adolf-Platz ankam, brach hinter mir die Fassade eines Hauses zusammen“

Margarete Scheike war als Telegrafistin bei der Post beschäftigt. Dort, wo heute das „GAP 15“ steht. Das Gebäude, das ein Jahr zuvor bei einem Angriff beschädigt worden war, stand noch. Doch nicht alle Mitarbeiter konnten noch dem Ruf der Deutschen Post folgen, sofort zum Arbeitsplatz zu kommen. „Mein Chef war bei dem Angriff ums Leben gekommen.“

Doch für lange Trauer war keine Zeit. „Nach solchen Angriffen bekamen wir natürlich viele Telegramme rein.“ Anfragen von Soldaten beispielsweise, die wissen wollten, ob ihre Familien noch lebten. Auch ein Anruf kam damals ins Amt. „Ich hatte einen Herrn Panzer am Telefon. Er war Soldat in Norwegen. Die Familie hatte ein Feinkostgeschäft an der Graf-Adolf-Straße. Er hatte mich damals gebeten, nachzuschauen, ob das Haus der Familie noch steht. Da bin ich am Nachmittag hin — das Haus war völlig zerstört.“

Dann machte die heute 88-Jährige etwas, was sie nicht durfte: Sie schickte ein Telegramm mit der Nachricht von der Zerstörung auf Wunsch des Soldaten an dessen Einheit nach Norwegen. „Eigentlich hätte das mit einem Polizeistempel beglaubigt werden müssen. Aber ich habe es ja mit den eigenen Augen gesehen.“ Ob auch Opfer in der Familie zu beklagen waren, wusste Marga Scheike nicht.

Die 88-Jährige wohnt heute in einem Wohnprojekt der Diakonie an der Himmelgeister Straße. Durch die Serie in der Westdeutschen Zeitung sind ihre Erinnerungen wieder nach oben gekommen, sagt sie. „Das hat mich in den vergangenen Tagen besonders intensiv berührt. Diese Todesangst war so furchtbar.“