Ruß jagte durch die Lüftungsrohre in den Keller

Theodor Lewandowicz war beim Angriff zu Hause. Brandbomben trafen das Gebäude.

Düsseldorf. Mit Stahlstreben hatte der benachbarte Maurermeister den Keller verstärkt. „Wir wussten, dass das nicht hundertprozentig sicher war, aber es gab noch keinen Bunker in der Umgebung“, erinnert sich Theodor Lewandowicz.

Der damals 16-Jährige lebte mit seinen Eltern in einem Mehrfamilienhaus an der Grafenberger Allee. Als der Fliegeralarm in der Pfingstnacht losgeht, rennen alle Bewohner in den Keller hinunter. „Es rumste immer wieder, man fasste sich fest an die eigenen Hände, die Frauen schrien auf. Auf einmal gab es einen furchtbaren Krach, das Licht ging aus, als wir die Taschenlampen anmachten, waren wir alle ganz schwarz im Gesicht.“ Zwei Häuser weiter war eine Fliegerbombe runtergegangen, durch die Belüftungsrohre jagte der Ruß runter bis in den Keller. Die Stahlstreben hielten, doch das Haus war von Stabbrandbomben in Brand gesetzt worden. Gemeinsam versuchten sie zu löschen, retten konnten sie nur das Hinterhaus.

Es sind die Brände und ihre Folgen, an die sich Lewandowicz heute besonders stark erinnert: „Eine richtig dicke schwarze Wolke hing noch tagelang über Düsseldorf, irgendwann fing es an zu regnen und alles roch nach Brand.“ Nur wenige Tage zuvor hatte Lewandowicz als Reichsbahnverkehrslehrling bei der Eisenbahn angefangen, die ersten Tage nach dem Angriff blieb er jedoch zu Hause, um Fenster und Türen zu flicken.

Zurück am Arbeitsplatz wartete auch hier statt Lehre Aufbauarbeit. „Kaum jemand hatte Verwendung für mich, die gesamte Gleisanlage war ja zerstört worden, zwei Wochen dauerte es, bis die Gleise des Hauptbahnhofs überhaupt wieder befahrbar waren.“

Im Februar 1945 wird Lewandowicz eingezogen, hebt Schützengräben in Berlin aus. Dann geht es mit der Flak nach Bad Görbersdorf, Schlesien. Zwei Tage nach der Kapitulation gerät er in Kriegsgefangenschaft, drei Jahre in der Tschechoslowakei folgen. „Ich möchte Ihnen das Elend ersparen, dass wir da erlebt haben“, sagt Lewandowicz.

Irgendwann wagt er mit einem anderen Kriegsgefangenen die Flucht, das erste Stück legen sie im Zug zurück, dann geht es zu Fuß bis nach Sachsen. Wieder zu Hause, findet er eine Stelle bei der Bahn und lebt mit seinen Eltern noch bis 1950 in dem Hinterhaus, dass sie beim Pfingstangriff retten konnten. „Es war eine furchtbare Zeit, aber auch pures Leben, wir haben Zeitgeschichte erlebt.“