Flingern war einst ein Bauerndorf

Der Ort hat mittelalterliche Wurzeln, er ist über 800 Jahre alt. Der heutige Stadtteil entstand aber in der Gründerzeit — und hat zuletzt eine dynamische Entwicklung erlebt.

Düsseldorf. Wenn Düsseldorf in diesem Jahr sein 725-jähriges Bestehen ausgiebig feiert, dann können geschichtskundige Bewohner gleich östlich der Innenstadt zufrieden lächeln. Flingern ist der Landeshauptstadt um fast ein Jahrhundert voraus, schon vor zwanzig Jahren beging der Stadtteil sein 800-jähriges Bestehen.

Allerdings: Bärbel Hanenberg-Kranz, die ein Buch über den Stadtteil geschrieben hat, winkt ab, wenn man sie auf die mittelalterlichen Wurzeln ihres Stadtteils anspricht: „Das war hier ein Sumpfgebiet.“ Zwar stammt aus dem späten 12. Jahrhundert die erste urkundliche Erwähnung von Vlyngerin. Bis ins 19. Jahrhundert gab es aber nichts weiter als ein paar Bauernhöfe, noch 1830 lebten hier gerade mal gut 630 Menschen. Der Stadtteil ist also wie manch anderer vor allem ein Kind von Industrialisierung und Gründerzeit.

Was es allerdings vorher schon gab, ist die Zweiteilung: Flingern ist mit Flingern Nord und Flingern Süd zweigeteilt. Die Grenze zwischen beiden bildet heute die S-Bahn-Linie. Aber die Wurzeln dieser Zweiteilung gehen auf Zeiten vor dem Schienenverkehr zurück. Denn schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren zwei Dörfer die Vorläufer des heutigen Stadtteils: Das im Norden hieß schon damals Flingern, das im Süden Icklack, wovon noch heute der Straßenname zwischen Behren- und Albertstraße kündet.

Von den alten Dörfern gibt es schon lange keine Überreste mehr, im Flingern von heute steht nichts seit 200 Jahren oder länger. Als Treffpunkt mit der WZ schlägt Bärbel Hanenberg-Kranz den Lindenplatz vor. Das Eckhaus zur Hoffeldstraße ist mit zahlreichen Tafeln mit christlichen Sprüchen und einem Kruzifix versehen. Das erinnert, wie die Kennerin des Stadtteils erzählt, an einen Menschen, der an dieser Stelle vom Blitz erschlagen wurde. Als das Haus geplant wurde, musste der Bauherr sich verpflichten, das Kreuz in die Fassade zu integrieren. Später kamen die Inschriften hinzu.

Ein paar Meter von hier an der Dorotheenstraße steht die Wohnanlage Eulerhof, benannt nach dem Gutshof der Eulers, der hier einst stand. Die Anlage aus den 20er Jahren war für die damalige Zeit sehr modern, erzählt Bärbel Hanenberg-Kranz. Alle Wohnungen hatten Innen-WC, im Hof gab es ein Bade- und Waschhaus.

Immer wieder geändert haben sich die Grenzen des Stadtteils. 1880 wurde Flingern Nord mit Grafenberg, Flingern Süd mit Lierenfeld zusammengefasst, sie gehörten zu unterschiedlichen Bezirken. Das blieb auch bei Neugliederung der Bezirke 1950 so und wurde 1975 in die heutige Aufteilung umgewandelt.

Die Aufteilung des Stadtteils in Milieus hat sich parallel dazu langfristig entwickelt: der Norden als eher von Bürgern und Handwerken geprägt, mit Schulen, Liebfrauenkirche und -krankenhaus; der industriell geprägte Süden; und der Osten, der zu Flingern Nord gehört, mit Kleingärten, Sportanlagen, zum Teil Industrie.

Dagegen ist der Aufstieg von Flingern Nord zum Szeneviertel nach Hanenberg-Kranz’ Ansicht ein junges Phänomen. Vor 2000 sei das Image des Stadtteils generell schlecht gewesen.

Niedrige Mieten und zum Teil leerstehende Altbauten hätten dann Künstler und Selbstverwirklicher angezogen. Das Verhältnis zu Flingern Süd habe sich seitdem aber trotzdem entspannt: „Vor vielleicht 25 Jahren war es so, dass Leute aus Flingern Süd mit denen aus Nord nicht einmal gesprochen haben.“

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