Mietfeld in Niederkassel: Demütige Arbeitshaltung und Bauernschläue

WZ-Autor Matthias Rech über das Ackern auf dem Mietfeld in Niederkassel

Düsseldorf. Bauern sind stolze Menschen. Das sollte ausgerechnet im Jahr 725 des Bestehens der Stadt Düsseldorf allen klar sein. Schließlich waren es auch die Bauern, die 1288 in der legendären Schlacht bei Worringen mit Graf Adolf von Berg gegen den Kölner Erzbischof ins Feld zogen.

Damals kloppten die Landwirte mit selbst gebastelten Streitkolben auf gerüstete Ritter ein. Heute kommen die Gegner der Großstadtbauern etwas weniger hart daher: Kohlfliege, Blattlaus und Nacktschnecke haben so gar nichts Ritterliches. Trotzdem sind auch die heutigen Großstadtbauern stolze Menschen.

Es ist einfach ein erhebendes Gefühl, nach ein paar Tagen Abwesenheit zum Acker am Kaiser-Friedrich-Ring zu kommen und zu sehen, wie die kleinen Schätzchen wachsen und gedeihen. Würde man sie nicht am Ende ernten und essen, könnte ich dieses Gefühl beinahe väterlich nennen.

Die Ausbeute vom Montag, der Lohn harter Arbeit: Salate, Spinat, Mangold und große, dicke Kohlrabi. Einen davon habe ich zum Angeben mit in die Redaktion gebracht. Und Bewunderung eingeheimst: „Der schmeckt ja wirklich lecker“, sagten die Kollegen, als wäre das so außergewöhnlich. Gemüse schmeckt also sogar, wenn es frisch vom Acker kommt — und nicht in der Frischetheke des nächsten Supermarktes gewachsen zu sein scheint.

Und dennoch: Bei allem Stolz auf die eigene Ernte sind wir Großstadtbauern dankbare, demütige Menschen. Das sieht man schon an der Haltung, in der wir uns im Angesicht der schicken Niederkasseler Villen meist über das Feld bewegen. Es ist beinahe eine Verbeugung. Nicht vor den Villen, eher vor unseren Pflänzchen. Wäre Gärtnern Yoga, hieße diese Haltung wohl „Der unkrautrupfende Hund“.

Für schwache Rücken ist das jedenfalls nichts. Für gut durchblutete Köpfe dagegen sehr wohl. Vielleicht ist dieses demütige Bücken deshalb der Grund für die vielgerühmte Bauernschläue — ich werde das im Auge behalten und am Ende der Ackersaison berichten, ob es gelingt, als Großstadtbauer ländliche und urbane Intelligenz in Einklang zu bringen.

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