Der Schlagfertige hat ein paar Konter in petto

Edwin Lüer unterrichtet Menschen darin, einem vorlauten Gegegenüber Paroli zu bieten.

Düsseldorf. Eines vorweg: Schlagfertigkeit hat nichts mit Kommunikation zu tun. Klingt erstaunlich, ist aber so. Edwin Lüer muss es wissen, denn der Kommunikationstrainer leitet seit Jahren Seminare, in denen er Menschen fit macht für die verbale Konfrontation mit dem vorlauten Gegenüber. „Schlagfertigkeit kann sogar Ersatz für eine nonverbale Auseinandersetzung sein“, erklärt Lüer. Und wer bereit ist, sich der Herausforderung zu stellen und stets ein paar universell einsetzbare Konter in petto hat, der kann so schnell nicht mehr K.O. gehen.

So ähnlich zumindest lautet die Botschaft, die Lüer seinem Publikum nahebringen will. Jüngeren wie älteren Menschen, die in dieser oder jener Situation nichts zu erwidern wussten, sich unterlegen fühlten, hilflos. „Ich höre immer wieder Sätze wie: ‘Es ist mir schon ein paar Mal passiert, dass Leute mir einen Spruch gedrückt haben und ich nicht wusste, was ich sagen soll’“, sagt Lüer.

Doch woran liegt es, dass die einen austeilen, während andere einstecken müssen? Lüer erkennt die Wurzel des Übels in unterschiedlichen Denkmustern. „Für Kommunikation bedarf es analytischen Denkens, den Dingen auf den Grund zu gehen“, meint der studierte Philologe und Soziologe. Schlagfertig reagieren zu können dagegen setze die Fähigkeit voraus, in Metaphern zu denken und Dinge miteinander in Verbindung zu setzen. „Das fällt zum Beispiel Leuten schwer, die eher in Zahlen als in Bildern denken wie Banker und IT-Fachkräfte.“

Und ist es nicht zu viel verlangt, Menschen zu grundsätzlich neuen Denkmustern zu bewegen? „Ich will das analytische Denken nicht abschaffen, sondern den Menschen lediglich die Freiheit geben, dann analytisch oder schlagfertig zu handeln, wenn es jeweils angebracht ist“, differenziert Lüer. Dafür gibt er seinem Publikum im Seminar etwa ein kleines Instrumentarium aus Universalkontern mit auf den Weg. Eine Kostprobe: absichtliches Missverstehen à la „Ich war gerade abgelenkt, bitte noch einmal“. Oder ein verständnisloses „Und?“ als Nachfrage, die den anderen im Regen stehen lässt.

Diese Konter zu gebrauchen, übt die Gruppe im Seminar in kleinen Szenarien. Die Teilnehmer werden angegriffen, Lüer stoppt die Zeit bis zur Reaktion. „Die Frage lautet: Wie aktiviere ich meine aktiven Sprachkompetenzen?“ Denn Schlagfertigkeit habe immer auch etwas mit dem bewussten Umgang mit Sprache und geistiger Beweglichkeit zu tun. Und am Ende erinnert der Kommunikationstrainer gerne an den Spaß an der Sache. „Einander herauszufordern ist wie ein Denksport, man muss es einfach spielerisch nehmen.“

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