Alexander Porada: Malen gegen den Absturz
Der Künstler Alexander Porada hat im Gewerkehaus den Platz gefunden, um ohne Drogen leben zu können.
Krefeld. Es gab eine Zeit, da war Heroin wie Medizin für Alexander Kamil Porada. Schicksalsschläge warfen den damals 20-Jährigen aus der Bahn. Er driftete in die Drogenszene ab. „Es klingt verrückt, aber ohne Heroin hätte ich nicht weitergemacht“, sagt Porada heute, inzwischen 35 Jahre alt.
Er saß wegen Drogendelikten zwei Jahre im Gefängnis. Im Laufe seiner Bewährungsfrist wurde er beim Schwarzfahren erwischt. Porada konnte die geforderte Geldstrafe nicht bezahlen und bekam 300 Sozialstunden verordnet. Das war 2008.
Über die Strafe entstand der Kontakt zur Beschäftigungsinitiative des Sozialarbeiters Jürgen Franck an der Gartenstraße. Dort, im sogenannten Gewerkehaus, gelang Porada ein Neustart.
Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon mehrere erfolglose Therapieversuche hinter sich. Erst im Gewerkehaus lernte er, mit seiner Rauschgiftsucht umzugehen. „Dass ich im Gewerkehaus sein kann, hilft mir, clean zu bleiben“, sagt Porada.
Nachdem er die Sozialstunden abgeleistet hatte, bot Franck dem Künstler einen Raum zum Arbeiten an und vermittelte ihm 2010 einen Auftrag für die Aktion „Fairkehr“ der Stadt Krefeld. Der neu erscheinende Schulradwegeplan sollte, innerhalb einer Frist von zehn Tagen, ein für Jugendliche ansprechendes Layout erhalten. „Der Radwegeplan sah in einer früheren Ausgabe aus wie eine graue Maus“, so Franck.
Porada lieferte termingerecht verschiedene, handgezeichnete Motive ab. Diese stellen farbenfroh unterschiedliche Situationen im Straßenverkehr da und regen an, sich näher mit dem Schulradwegeplan zu befassen.
„Selbst Jürgen hat zunächst nicht daran geglaubt, dass ich die Sachen fristgerecht abliefere. Aber es lief alles glatt“, sagt der Künstler.
Alexander Kamil Porada ist der Sohn eines Bildhauers. Er entdeckte schon in jungen Jahren seine Liebe zur Kunst. Seine ersten Aufträge, meist Porträts, erhielt er zufällig durch Freunde und Bekannte. „Dass ich angefangen hab, mit der Kunst Geld zu verdienen, hat sich einfach so ergeben“, sagt er.
Schon vor dem Auftrag für den Schulradwegeplan konnte Porada mit seinem Talent Geld verdienen. Er arbeitete in den Jahren 1998 bis 2003 als freier Künstler und Illustrator. Er fertigte zum Beispiel eine umfangreiche Arbeit für einen Harley-Davidson-Motorradhändler an. Dazu reproduzierte er Fotografien mit allen Details aus den 1930er Jahren. „Vor den Drogenproblemen konnte ich von meiner Kunst leben“, berichtet er.
Porada hat im Gewerkehaus einen Platz gefunden, um seine Bilder zu verwirklichen. Hier fand der Künstler die offene, unkonventionelle Atmosphäre, die er für seine Arbeiten braucht. „Kunst ist Selbsttherapie“, sagt er und die Bilder sprechen eine ähnlich deutliche Sprache.
Die Bilder stellen die Schöpfungsgeschichte um Adam und Eva in einer erotischen Szene da, stoßen den Betrachter mit knalligen Farben im Stil der Pop-Art vor den Kopf und lassen die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Ursula von der Leyen, wie eine blasse Untote erscheinen. Poradas Werk nährt sich aus seinem innerlichen Drang, Kunst machen zu müssen: „Ich mache Kunst für die Kunst.“
Es gab eine Zeit, da war Porada kurz davor, sich die Pulsadern aufzuschneiden, stattdessen entschied er sich für das Leben und die Kunst: „Das Leben ist wunderschön, man muss es feiern.“