Bewegungsgarten: Klettern, springen, balancieren
Die Krefelder Sportjugend will Bewegungsfreude in die Kindertagesstätten bringen. Dafür gibt es ein Zertifikat.
Krefeld. Im Turnraum des evangelischen Kindergartens an der Dülkener Straße in Gatherhof ist immer was los. Die Kleinen hüpfen, springen, klettern und balancieren — in einem speziellen Bewegungsgarten, den sie selbst verändern dürfen und unter den wachen Augen von Erzieherin Sabine Proksch, die eine pyschomotorische Zusatzausbildung genossen hat.
Sie ist ausschließlich dafür da, sich etwas einfallen zu lassen, damit die 90 Kinder der Einrichtung spielerisch, auch mit Musik, ihren Körper in Schwung bringen. „Die Zeiten, in denen sich Erzieherinnen einmal in der Woche mit dem Tambourin in den Kreis der Kinder stellten, sind vorbei“, sagt Kita-Leiterin Sigrid Wetzel-Maesmanns. „Wenn es geschneit hat, werden Schneemänner bei uns nicht gemalt, sondern gebaut.“ Die Kita will Freiräume für Kinder schaffen, die es für sie draußen nicht mehr gibt. Denn Bewegung fördert die sensorische, körperliche, motorische und psychische Entwicklung des Kindes.
Als erst sechste der 99 Kitas in Krefeld hat die Einrichtung an der Dülkener Straße gerade das Zertifikat „Anerkannter Bewegungskindergarten“ erhalten, das der Landessportbund seit 1999 vergibt. Seit September ist die Sportjugend im Stadtsportbund (SSB) für die Koordinierung dieses Programmes zuständig — zuvor war die Stelle im Kreis Viersen angesiedelt. Jutta Zimmermann, Fachkraft für Jugendarbeit beim Stadtsportbund und stellvertretende Vorsitzende der Sportjugend, hat ein Ziel: „Wir wollen viel mehr Kindergärten für das Programm gewinnen.“ Dafür finanziert der Landessportbund die Honorarkraft Stephanie Bendt, die im Sportjugendbüro an der Girmesgath sitzt.
Das Programm freilich erfordert fortgebildete Mitarbeiterinnen, entsprechende Räume mit kindgerechtem Turngerät, ein „erfahrungsfreundliches“ Außengelände und einen örtlichen Sportverein, der mit dem Kindergarten kooperiert. An der Dülkener Straße ist das der TuS Gatherhof. „Er bietet auch Eltern-Kind-Turnen an und nutzt im Gegenzug unseren Turnraum für Yoga-Kurse“, sagt Sigrid Wetzel-Maesmanns. Sie ist froh über die Zusammenarbeit. Überhaupt kann sich ihr Haus eines engagierten Fördervereins erfreuen, der Geld locker macht. An den beliebten Waldtagen sind es Eltern, die die Knirpse ins Hülser Bruch kutschieren.
Jutta Zimmermann weiß, dass das nicht überall der Fall ist. Nicht jede Einrichtung kann Erzieherinnen zur Sonderausbildung „Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter“ freistellen, nicht jede Mitarbeiterin will dafür ihre Freizeit opfern. Und nicht überall hängen sich Eltern so rein wie in Gatherhof.
Erster „Anerkannter Bewegungskindergarten“ in Krefeld war übrigens die Elterninitiative Klein und Groß in Fischeln (2003). Es folgten die städtischen Einrichtungen an Verberger Straße (2007), Dieselstraße (2008), Felbelstraße (2010) und die Elterninitiative Hexenkessel (2011). Der siebte wird voraussichtlich im April die Urkunde erhalten: die Sportparkzwerge vom SC Bayer, die ihr Reich im früheren Olbermann-Haus haben.