Atze bringt eine Revolution für Krefeld
Krefeld. Atze Schröder kommt mit seinem aktuellen Programm in den König-Palast. Minipli-Perücke und Brille gehören dazu. Die WZ sprach mit dem Ruhr-Kult-Comedian vor seinem Gastspiel in Krefeld.
Ihr aktuelles Programm heißt Revolution — wer ist Ihr Lieblingsrevolutionär?
Atze Schröder: David Hasselhoff, der hat im Alleingang die Mauer weggesungen. Bei den „echten“ Revolutionären ist das schwierig. Entweder die sterben oder die werden Arschlöcher. Vielleicht Fidel Castro.
Würde Castro über Ihre Revolution lachen oder Sie dafür vor ein Revolutionsgericht stellen?
Schröder: Bei dem stünde ich wohl ruckzuck vor Gericht und würde in einem Schauprozess verurteilt werden.
Revolutionsgerichte verhängen oft die Todesstrafe — was wären Atze Schröders letzte Worte?
Schröder: Hat Spaß gemacht.
Sie sind Jahrgang ‘65 — für einen 68er also zu jung — haben Sie in Ihrer Jugend trotzdem Revolution gemacht?
Schröder: Ich hab’s versucht. Aber so richtig revolutionär wurde es erst neulich. Da war ich für eine Show in Stuttgart: Abends bin ich in der Porsche-Arena aufgetreten, tagsüber bin ich inkognito bei der Demonstration gegen Stuttgart 21 mitgelaufen. Seitdem bin ich natürlich voll dagegen.
Was genau ist das Revolutionäre an ihrem Programm?
Schröder: Die Revolution ist, dass es mein bestes Programm aller Zeiten ist. Das sagt man zwar immer, aber diesmal stimmt es wirklich. Aber eigentlich ist Revolution auch mehr ein Label. Es ist in erster Linie lustig und nicht so sehr revolutionär. Aber natürlich spielt die sexuelle Revolution eine wichtige Rolle. Und die Haar- und Moderevolution.
Glauben Sie, dass Sie die Revolution nach Krefeld tragen werden?
Schröder: Ja! Krefeld trägt die Revolution in sich — das ist geradezu eine Vorzeigestadt für eine Revolution. Die alten Tuchweber-Villen neben den Arbeiter-Häusern — das hat Potenzial.
Vor einem Jahr waren Sie mit diesem Programm schon einmal hier — damals hat es mit der Revolution nicht geklappt. Haben Sie das Programm seitdem verändert?
Schröder: Das Gerüst ist geblieben. Aber natürlich wächst so ein Programm auch, es passieren ja viele Dinge in der Zwischenzeit. Das fließt dann alles mit ein. Auf RTL geht ja jetzt auch wieder der Dschungel los. . .
Sie meinen die Show „Ich bin ein Star — holt mich hier raus!“ Wurden Sie schon mal gefragt, ob Sie mitmachen wollen?
Schröder: Bei der ersten Staffel haben die mich gefragt, ob ich moderieren will — mir war der Flug zu weit. Aber einer meiner Autoren schreibt mittlerweile die Moderationen für Dirk Bach und Sonja Zietlow. Der ist jetzt auch schon da.
Wie entstehen Ihre Gags?
Schröder: Das ist eine Mischung aus spontanen und gescripteten Sachen. Wir sind zu viert — drei Autoren und ich. Dicke Freunde sind wir. Wir setzen uns abends zusammen und spinnen rum — ich schreibe mit. Am nächsten Tag wird dann die eine Hälfte weggeschmissen und die andere verwertet.
Gibt es regionale Unterschiede bei den Publikumsreaktionen — und wenn ja, wie würden Sie das Publikum am Niederrhein beschreiben?
Schröder: Zunächst mal geht das natürlich alles in eine Richtung: Die Leute kommen wegen Atze, und die Leute wollen lachen. Aber hier am Niederrhein ist die Bereitschaft zu lachen extrem hoch. Wenn da drei Leute zusammenstehen, hat man ja direkt ’ne Party.
Zu Ihrer Verkleidung gehört neben einer Minipli-Perücke immer auch eine blaustichige Pilotenbrille. Wie viele davon besitzen Sie?
Schröder: Acht Stück. Die sind echt schwierig zu bekommen. Keine Ahnung wieso, aber das ist ganz heikel. Einmal haben wir in Köln-Hürth einen Optiker entdeckt, der hatte gleich drei Stück im Lager. Und eine auf der Nase. Die aus dem Lager haben wir dann alle gekauft.
In der Öffentlichkeit sind Sie immer verkleidet, und Sie reagieren sehr allergisch auf die Nennung Ihres echten Namens — Sie haben deswegen sogar Wikipedia verklagt. Warum?
Schröder: So allergisch bin ich da auch nicht. Aber damals lief noch „Alles Atze“ auf RTL, und da wurde es ein bisschen viel. Partys vor meinem Privathaus und so. Dem musste ich einen Riegel vorschieben. Es ist einfach angenehmer, wenn mich keiner erkennt.
Barbra Streisand hat einmal versucht, gegen die Veröffentlichung eines Bildes ihres Hauses im Internet vorzugehen. Die Folge war, dass sich das Bild noch schneller verbreitete. Seitdem spricht man vom Streisand-Effekt. Erfahrungen damit?
Schröder: Ja, schon. Aber eher vereinzelt. Im Internet fand das in meinem Fall nicht so sehr im Mainstream-Bereich statt, sondern eher in speziellen Foren.
Gibt es sonst noch Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und Barbra Streisand?
Schröder: Wir können beide sehr gut singen! Aber ich habe wohl nicht so viele schwule Anhänger wie sie.