Das Marianum: Vom Waisenhaus zum modernen Kinderheim
Das Kinderheim an der Hubertusstraße ist in mehrere Wohneinheiten unterteilt. Täglich gibt es einen Mittagstisch für Kinder aus der nachbarschaft.
Krefeld. Der neugotische Türbogen, der das Portal des Kinderheims Marianum säumt, ist ein Relikt aus vergangenen Tagen. Gemeinsam mit dem hölzernen Portal und einer Marienstatue symboliseiert es die Vergangenheit und steht gleichzeitig für die Geschichte der katholischen Einrichtung.
Seit mehr als 150 Jahren gibt es das Kinderheim Marianum in Krefeld. Aus der Katholischen Armenverwaltung, die heute noch Träger der Einrichtung ist, hervorgegangen, und bis ins Jahr 2000 von Schwestern geführt, hat sich das Marianum von einem klassischen Waisenhaus zu einem modernen Kinderheim entwickelt.
In den 1970er Jahren wurde das Gelände zu einer Wohnsiedlung für Heimkinder umgebaut, mit einem großzügigen Angebot an Frei- und Spielflächen. „Wir begegnen Kindern anders. Und das ist entlastend“, sagt Heinz Werner Knoop, Leiter des Marianums.
„Die Kinder haben familienähnliche Gruppen und Leute mit denen sie reden können.“ Vertrauen und feste Ansprechpartner, verbunden mit guten Angeboten des Heims, seien elementar.
Das dies nicht immer so war, dessen ist sich der Heimleiter bewusst. Schwarze Pädagogik (Erziehungsmethoden, die Gewalt und Einschüchterung als Mittel enthalten) und orthodoxe Erziehungsmethoden prägten die Arbeit der Erzieherinnen seit dem Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert.
„Heimkontrolle aus Landessicht gab es damals nur auf dem Papier“, erzählt Knoop. „Heute sind wir gerne bereit, unsere Arbeit überprüfen und reflektieren zu lassen.“ Eine wichtige Pflichtaufgabe sei, allen Ehemaligen Rede und Antwort zu stehen und die Vorkommnisse der Vergangenheit offen und transparent anzugehen.
Offen gestaltet ist auch das Gelände des heutigen Marianums. Auf zehn Einheiten verteilt leben bis zu 89 Kinder. Neben den Wohneinheiten befindet sich auch die Caritas, das Eishockey-Förderinternat des KEV, eine Beratungsstelle für Allein-Erziehende, eine Kindertagesstätte sowie eine Kapelle auf dem Gelände.
Durch die unterschiedlichen Gruppen-Gegebenheiten, gibt es viele Möglichkeiten der Unterbringung: Ob alters- und geschlechtsgemischt, reine Mädchen- oder Jungengruppe oder je nach voraussichtlicher Aufenthaltslänge — Kinder von einem bis zum 17. Lebensjahr werden hier aufgenommen.
Zusätzlich gibt es eine Notaufnahmegruppe: Rund um die Uhr können hier Kinder aufgenommen werden. „Wir erleben es oft, dass Jugendämter von jetzt auf gleich Bedarf haben“, sagt der Heimleiter.
Seit 2005 bietet das Marianum auch einen offenen Mittagstisch für Kinder aus der Nachbarschaft an. „Dieser Mittagstisch wird sehr gut angenommen“, so Knoop. „Ehrenamtlich arbeitende Frauen machen das mit viel Herzblut.“
Fünf Mal in der Woche haben Kinder nach der Schule die Möglichkeit im Marianum eine warme Mahlzeit zu bekommen. „Viele bekommen zu Hause kein warmes Essen“, sagt Knoop. „Wir wollen diese Lücke schließen.“