Der Ex-Jockey sucht die vierbeinigen Super-Talente

Als Jockey hat Mario Hofer (54) 300 Erfolge gefeiert. Nun ist er als Ausbilder und Berater gefragt und kommt auf jährliche Gewinnsummen bis zu einer Million Euro.

Krefeld. Nachdenklich schlendert Mario Hofer durch seine Stallungen auf der Krefelder Rennbahn. Immer wieder blickt er nach links und rechts in die treuen Gesichter seiner Pferde, die den 54-Jährigen liebevoll aus ihren Boxen heraus ansehen. Normalerweise recken sie in freudiger Erwartung ihre Köpfe, fordern eine knackige Möhre oder einen ausgiebigen Ausritt.

Heute aber ist etwas anders. Die Tiere verhalten sich still und leise, unterdrücken jedes Wiehern. Mario Hofer genießt diese Stille, den Geruch von frischem Stroh und das leise Schnauben der Pferde.

Das alles gibt ihm Halt und neuen Lebensmut, den der freundliche Pferdeliebhaber vor einem Monat verloren hat, als seine Frau verstarb. "Wenn ich traurig oder verärgert bin, gehe ich zu meinen Pferden und alles ist gut", sagt der Familienvater.

Seiner 22-jährigen Tochter geht es da nicht anders. Sie hat ihre Leidenschaft für Pferde schon früh entdeckt und feiert ebenso wie ihr Vater es damals getan hat, große Erfolge.

Der Pferdetrainer ist geborener Österreicher und seit 1993 in Krefeld. Zum Galopprennsport kam Hofer nur durch einen Zufall. Im Jahr 1971 suchte der Wiener Galopp-Rennverein bundesweit Jockeylehrlinge. Körpergröße, Motivation und Lebensumstände passten wie die Faust auf´s Auge, so dass Hofer kurzerhand nach Wien reiste.

Als Jockey feierte der Österreicher 300 Erfolge und weiß daher ganz genau, worauf es beim Pferderennen und Training ankommt. "Nur ein Pferdemann sein reicht nicht", sagt Hofer. "Du musst zwar gut mit den Tieren umgehen können, aber genauso wichtig ist es, gut verkaufen zu können und ein Gespür für gute Kunden zu haben."

Daher hat Hofer nicht nur als Reiter und Coach, sondern auch als Berater bei Ankäufen ein gutes Händchen. So wurden von ihm Pferde in England auf der Auktion als Dreijährige sieglos gekauft und zu wahren Siegertypen geformt.

Die satten Gewinnsummen am Ende eines jeden Jahres zeigen, dass Hofers Konzept aufgeht. Er freut sich jährlich über eine Million Euro. Diesen Anspruch an sich will er auch in der Zukunft halten. Genauso wie seine besten Pferde.

Neben "King of Sydney", der demnächst in Mailand laufen wird, oder "Zazou", der im französischen Derby starten soll, hat auch "Noble Alpha" schon dicke Gewinnsummen von mehreren tausend Euro nach Hause gebracht. Zehn Prozent davon erhält der Trainer, fast 90 Prozent der Besitzer des Pferdes.

"Meine Pferde haben ihre Besitzer in ganz Europa. Neben Italien, Frankreich und England, hoffen auch Eigentümer in den USA auf den Sieg ihres Pferdes." Für sie sind die Tiere teilweise nur eine Geldanlage. Hofers Erfolgsrezept klingt simpel, ist es aber nicht: "Du musst dem Pferd gegenüber fair sein und es nicht in Rennen schicken, die es nicht schaffen kann."

Um das Tier richtig zu beurteilen, ist die Mithilfe des Teams gefragt. 26 Mitarbeiter beschäftigt der Pferdetrainer, darunter Arbeitsreiter, Pfleger und Assistenten. "Die Vierbeiner müssen täglich gepflegt werden. Dazu gehört auch eine vitaminreiche Fütterung. Pferde haben da die gleichen Ansprüche wie Leistungssportler", sagt der Profi.

Bis zu zwei Jahre haben die Rennpferde Zeit, sich in Krefeld zu beweisen, bis sie auf den Prüfstand gestellt werden. Wenn sie den Ansprüchen des Trainers gerecht geworden sind und ihr Talent bewiesen haben, dürfen sie ihren Platz in ihrer Box behalten. Haben sie keine Leistung gezeigt, werden sie durch andere ersetzt.

Wie im echten Leben eben. Und das holt einen immer wieder ein. Nach dem Tod seiner Frau hängt Mario Hofer noch mehr an seinen Stallungen, dem Team und natürlich den Pferden. "Manche mag man ein bisschen mehr, manche ein bisschen weniger", sagt Hofer lächelnd.