Die Rückkehr des Cognacs

Schon im 19. Jahrhundert produzierte die Familie Melcher den edlen Tropfen. Nach einer bewegten Geschichte kehrt die Marke nun zurück.

Krefeld. Nur die Franzosen können Cognac? Von wegen — auch die Uerdinger sind da durchaus bewandert. Familie Melcher hat mittlerweile wieder ein besonderes Tröpfchen im Programm — den Dujardin Fine, der sich sogar offiziell Cognac nennen darf. Cognac aus Uerdingen? Wie soll das gehen, werden sich Kenner fragen. Und richtig: Die Bezeichnung ist geschützt. Nur französische Erzeugnisse aus der Region rund um die Stadt Cognac dürfen sich so nennen. Und doch steht da im Museumsshop der Brennerei Dujardin nun diese Flasche mit edlem dunklen Etikett neben dem kleinen Bruder Dujardin Weinbrand. Und das geht so. . .

„Unser Produkt hieß in den Anfängen immer Cognac, den Namen ,Weinbrand’ gab es damals noch gar nicht“, blickt Matthias Melcher tief in die Geschichte seiner Familie zurück. Denn man schrieb das Jahr 1810, als Henry Melcher im Rheinstädtchen seine Firma gründete. Als die Melchers 1870 auf die Familie Dujardin aus der Charante trafen, entwickelte sich nicht nur eine Freundschaft, man gründete sogar eine gemeinsame Firma und importierte fortan französische Weine als Grundlage für ebenjenen Cognac. „Das war damals ein Top-Produkt“, schwärmt Melcher.

Bis der Erste Weltkrieg kam und der Versailler Vertrag vorschrieb: Cognac ist eine Herkunftsbezeichnung. „So ist das Wort Weinbrand entstanden“, erklärt Melcher. Selbst „Fine de Champagne“ war nicht mehr erlaubt, und so war der Name „Dujardin Fine“ für das Premium-Produkt geboren. „Das wurde eher als Nebenprodukt geführt, denn acht Jahre im Fass sind für ein deutsches Produkt schon viel“, sagt Melcher. Doch damit ist die bewegte Geschichte des edlen Tropfens längst nicht zu Ende. Immer wieder kam er in den folgenden Jahrzehnten in anderem Gewand daher, wie eine Vitrine im Dujardin-Museum beweist. Da finden sich zum Beispiel noch zwei Flaschen mit verwittertem Etikett in Schreibschrift, wohl aus dem Jahr 1906. „Die lagen versteckt in einem alten Schreibtisch. Aber probiert hat die noch keiner“, berichtet Melcher schmunzelnd.

Moderner kommt die sogenannte „Flute“ aus den 1920er Jahren daher, doch die schlanke, hohe Flasche hatte so ihre Tücken. „Sie passte nicht in die Regale der Gastronomen, so dass sie diese nicht abnehmen wollten.“ Die Flute bekam einen Bauch und präsentierte sich gedrungener, eher wie eine klassische Cog-nacflasche — ein Dorn im Auge der Franzosen, die ein Verbot durchsetzten

„Dann kam diese Form“, sagt Melcher und zeigt auf eine keulenartige Flasche und merkt selber an: „Ist heute nicht mehr so hipp.“ Quadratisch, praktisch kam schließlich in den 1990ern der letzte Versuch daher, das einstige Premium-Produkt zu retten. „Der Pierre Dujardin XO hat aber nicht funktioniert.“ Und so hätte die Geschichte eines Weinbrandes mit Cognac-Qualitäten aus Uerdingen beinahe ihr Ende gefunden.

Beinahe, denn zum 200-jährigen Jubiläum der Brennerei Dujardin erinnerte man sich des einstigen Spitzenprodukts. Es sollte wieder ein Cognac her. Und der kommt diesmal tatsächlich aus Frankreich. „Es ist einfach ökologischer Unsinn, in Deutschland zu destillieren und den Wein dafür hierher zu schleppen“, begründet Melcher. Das hat den zusätzlichen Charme, der Fine darf sich nun auch wieder Cognac nennen. Immerhin: Vielleicht bekommen die Besucher des Museums künftig eine Ahnung davon, wie der Cognac in die Flasche kommt. „Unser ehemaliger Destillateurmeister Karl-Heinz Jöbkes zeigt dann den Brennprozess.“