Elternzeit: Papa schmeißt den Laden ganz allein
Robert Lierz passt elf Monate lang in „Vollzeit“ auf seine beiden Kinder auf. Sein anderer Job muss erstmal warten.
Krefeld. Normalerweise leitet er das Jugendzentrum "Casablanca" in Krefeld-Oppum und arbeitet zusätzlich bei einer Frauenberatungsstelle in der Innenstadt. Viel Arbeit ist Robert Lierz (38) also gewöhnt - und war damit auf seinen neuen Job gut vorbereitet. Seit vier Wochen nimmt er Elternzeit und betreut, zuhause in Mönchengladbach, seine beiden Kinder Paula (3 Jahre) und Erik (3 Monate). Und tut es auch noch in den nächsten zehn Monaten.
Gute Organisation - das ist sein Geheimnis. Der Tag der Familie Lierz beginnt um acht Uhr, bis halb zehn sind Frühstück und Küche Aufräumen erledigt. Dann geht’s zum Einkaufen oder auf den Spielplatz, um halb eins ist Mittagessen, dann kommt, im besten Fall, ein Schläfchen.
Nachmittags geht es zu den Großeltern oder die Familie unternimmt sonst etwas zusammen. Um halb acht liegen Paula und Erik meist im Bett. "Strukturen bin ich von meinem Job gewöhnt", lacht Robert Lierz. "Heute helfen sie mir, mit der Arbeit zuhause klarzukommen."
Denn es sind ja nicht "nur" die Kinder, um die er sich kümmert - auch den Haushalt erldigt er fast komplett. Mittags kommt zwar Robert Lierz’ Ehefrau nachhause, auch sie arbeitet in der Jugendbetreuung. Ist dann jedoch froh, wenn sie noch etwas von ihren Kindern hat. "Und meistens ist die Wäsche ja dann auch fertig...", sagt der Ehemann nicht ohne Stolz. Von den zwölf Monaten Elternzeit, die den beiden bewilligt wurden, übernimmt er den Großteil. "Bei Paula war es andersherum", erklärt Lierz. "Diesmal möchte ich mehr von der Erziehung mitbekommen. Und meine Frau entlasten."
Die Reaktionen in seinem Freundeskreis waren nicht nur positiv. "Es gibt immer noch viele Vorurteile. Einige haben mich gefragt, ob ich meinen Job verloren hätte." Der Vollzeit-Vater reagiert gelassen: "Mann sein und Hausmann sein schließen sich für mich nicht aus."
Mit Elterngeld und -zeit hat er durchweg gute Erfahrungen gemacht. "Der große Vorteil zum Erziehungsgeld ist, dass die Zahlungen jetzt an den Verdienst angepasst sind. Erst damit wurde Kindererziehung für Väter attraktiver." Bei Paula war, nach alter Regel, die Einkommensgrenze schnell erreicht (s. Infokasten). Und damit wurde das Geld knapp - obwohl Robert Lierz arbeiten ging. Heute ist er froh über die bessere Absicherung.
Aus erster Ehe hat der Vater noch eine 18-jährige Tochter. Sie lebt bei ihrer Mutter, kommt jedoch immer gern in Mönchengladbach vorbei. Für Robert Lierz eine schöne Abwechslung. "Klar läuft der Alltag als Vollzeit-Vater oft gleich ab. Aber wir haben immer viel Spaß zu dritt - und ich bin froh, wenn ich meinen Kindern etwas mitgeben kann."
Seinen "neuen Job" empfiehlt er "jedem Mann, der dahinter steht". Und findet es schade, dass er auf dem Spielplatz immer noch wenig andere Väter trifft. Robert Lierz ist Dauergast - versucht aber auch regelmäßig, mal etwas ohne Familie zu unternehmen. Er hat eine Dauerkarte fürs Stadion und spielt selbst Fußball. "Zum Glück passen dann meine Frau oder die Großeltern auf die Kinder auf", sagt er. Und nach einem Ausflug mit den Kumpels kann er seine E-Mails mit umso größerer Überzeugung unterschreiben: "Vater aus Leidenschaft".