Eine Weißnase erkundet Laos

Ines Radunski ist für ein Jahr in Südostasien, wo sie als Erzieherin arbeitet und fürs Leben lernt.

Krefeld. Es ist laut, schwül und stickig. Fremde beißende Gerüche rauben einem Europäer fast den Atem - Stress pur. Nach zwölf Schul- und drei Ausbildungsjahren ist die Krefelderin Ines Radunski nicht müde, neue Erfahrungen zu sammeln, am liebsten im Ausland.

Den Spanischkurs schon abgeschlossen und die Reise nach Chile schon fast geplant, kam es doch anders. "Ich hätte alles zahlen müssen, von Geld, das ich nicht besitze", beschreibt die 23-Jährige ein gängiges Problem von jungen Erwachsenen.

Ein Zufall, dass ihr zeitgleich Nachrichten über "weltwärts", des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit, auffielen. Es gibt mehr Anfragen, als freie Plätze, aber Ines hatte Glück. Sie konnte drei Wunschzielorte nennen, wobei für Ines "nicht der Ort sondern das Arbeitsangebot ausschlaggebend war". Die gelernte Erzieherin will ihre pädagogischen Konzept-Kenntnisse aktiv anwenden.

Doch bevor das wirklich geht, muss die Krefelderin einen weiteren Sprachkurs bestreiten - diesmal Laotisch, denn sie landet in der laotischen Hauptstadt Vientane. "Das Schwierige beim Laotischen ist, dass es auch gehauchte Laute gibt." Oft sei es auch möglich, Englisch und Laotisch zu mischen. "Sie freuen sich ein Loch in den Bauch wenn man versucht, zu sprechen und lachen herzlich, wenn etwas falsch ausgesprochen wird." Vorsicht ist bei dem Wort "khi" geboten, "da es gleichzeitig reiten, aber auch Mist bedeutet."

Bei so netten Einheimischen fällt es Ines nicht schwer, sich an die neue Sprache zu wagen - obwohl sie von sich behauptet, sie sei kein Sprachtalent. Was unbedingt zu beachten ist, sind bestimmte Verhaltensweisen: "Wenn eine statushöhere Person an einem vorbeiläuft, muss man sich gebückt halten." Aber das laufe schon automatisch ab.

Sie hat die Laoten als sehr hilfsbereit und freundlich kennengelernt: "Neulich ist mein Roller stehen geblieben und ich musste schieben. Plötzlich war ich umzingelt - ein Laote nahm mir einfach den Roller aus der Hand und schob ihn für mich bis zur nächsten Werkstatt."

Was ihr anfangs Schwierigkeiten machte, war, dass sie aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse kein fleischloses Essen ausmachen konnte. "Für mich als Vegetarierin sieht es hier echt nicht einfach aus. Aber ich bleibe mir diesbezüglich treu."

Drei Tage in der Woche arbeitet die Erzieherin im Kindergarten und zwei Tage im Büro des Bildungsministeriums. "Dafür musste ich mich neu einkleiden - das äußere Erscheinungsbild ist im Ministerium sehr wichtig." Das ist gar nicht so einfach, "da die Laoten doch recht klein und zierlich sind." Das war die Feuerprobe, denn jeder sieht und hört, dass sie ein "falang", also eine Ausländerin ist. "Eigentlich heißt es Weißnase." Auch eine falang trägt in Vientane einen Rock aus Sin-Stoff.

Für Überraschung sorgen Besuche von Grashüpfer, Geckos und anderen kleinen Tierchen. "Einmal hat ein Gecko mit mir ein Bad genommen. Der brauchte wohl eine Abkühlung." Die Tiere findet sie nun nicht mehr außergewöhnlich, "aber die Laoten starren uns Weißnasen an, wie Tiere im Zoo. Ein Mädel hat uns verfolgt und uns mit dem Handy fotografiert." Für die Krefelderin ist andererseits exotisch, wie die Laoten das Neujahrsfest feiern. Sie feiern vom 14. bis zum 16.April "Lao Pii Mai", das mit einer Wasserschlacht eingeläutet wird. "Mit Wasserkannen, Schläuchen und Wasserpistolen liefert man sich ein großes Duell, wobei anschließend mit Babypuder geschossen wird."

Ein weiteres Abenteuer war ihr Umzug - vom Guesthouse in ein großes WG-Haus. Das aber nicht mit einem Möbellaster sondern mit dem Mofa. "In Laos wird einfach alles mit dem Mofa gemacht. Massentransporte mit so vielen Menschen wie möglich inklusive." An Luxusmangel hat sie sich gewöhnt - Schlafen auf dem Betonboden gehörte zeitweise auch dazu, oder dass bei nur einer von drei Duschen warmes Wasser herauskommt.

Der Aufenthalt im Ausland hat zeigt bereits Wirkung: "Unbekannte Situationen machen mir keine Angst mehr." Ganz offen ist sie daher auch, was ihre Zukunftsplanung angeht - entweder arbeitet sie als Erzieherin in einem Kinderheim oder fängt ein Studium als Grundschullehrerin an. Ihre Auslands-Erfahrungen möchte sie in Vorbereitungskursen beim Deutsche Entwicklungsdienst (DED) weitergeben - denn sie ärgerte sich über veraltete Informationen und einen relativ kalten Sprung ins Wasser.