„Ich laufe einfach mit Stift und Notizblock los“
Im Bauwagen der WZ werden Kinder und Jugendliche zu rasenden Reportern.
Krefeld. Simon fotografiert, Salamon posiert und Anika tippt konzentriert ihren Text. Die beiden Neunjährigen und die 15-jährige arbeiten bei der "Wiesen-Zeitung" mit - dass es am Freitag die meiste Zeit Bindfäden regnete, merkten sie (fast) nicht.
Im Bauwagen der Westdeutschen Zeitung ist es ja warm, und es gibt alles, was das junge Reporter-Herz begehrt: Laptops, Fotokameras, Notizblöcke, den Drucker für die 150 Exemplare der Zeitung nicht zu vergessen. Natürlich darf auch der kleine Presseausweis für die Kinder und Jugendlichen nicht fehlen.
"Schreiben ist gar nicht so schwierig", sagt Kilian (14). "Ich laufe einfach mit meinem Stift und Notizblock los und interviewe die Leute." Sagt’s und speichert seinen fertigen Text ab. Simon blickt nur noch durch die Linse seiner Kamera auf das bunte Geschehen auf der Stadtwaldwiese, das Kinderferienprogramm Spiel ohne Ranzen, und will sie am liebsten nicht wieder hergeben: "Ich fotografiere alles, was ich sehe."
Die fast 60 rasenden Reporter sind unermüdlich im Einsatz, "ab zehn Uhr morgens bis die Zeitung fertig ist", erklärt Yvonne Hofer von der WZ, die das Projekt zusammen mit mehreren Medienpädagogen vom JFC Medienzentrum Köln zum fünften Mal betreut.
Die bis zu siebenseitige Zeitung kommt gut an: "Die Leute laufen zu unserem Bauwagen, klopfen an und fragen, ob sie ein Exemplar mitnehmen dürfen." Der grüne Bauwagen wurde von 1, 2, 3 Azubi-fit vom BZB (Bildungszentren des Baugewerbes) gestellt.
Bilderrätsel, Witze, Interviews, Wiesenwetter - das Angebot ist vielseitig. Der Artikel "Flechten ist nicht nur was für Mädchen" steht neben "Beim AKF basteln" und "Angelo vom Eiswagen". "Ich korrigiere nur die Rechtschreibfehler, der Text bleibt ansonsten genau so wie er ist", sagt Yvonne Hofer im Bauwagen.
Denn nur so können sich die Nachwuchsreporter ausprobieren, ihren Stil finden, sich verbessern. So wie Stammgast Anika, die seit sechs Jahren mit dabei ist und am Freitag einen ganz eigenen Rekord aufstellte: "Vergangenes Jahr habe ich sieben Artikel pro Tag geschrieben, dieses Jahr sind es sogar neun!" Fragen stellen und formulieren, das mache ihr am meisten Spaß, erzählt sie, während sie ihr Interview mit der Toilettenfrau abtippt.
Dass die Wiese matschig ist und sich überall große Pfützen bilden, dass die Aktion "Spiel ohne Ranzen" am Freitag wegen des Regens sogar früher beendet wurde, stört sie nicht - solange die Zeitung fertig wird. "Und solange wir drinnen schreiben, ist es kein Problem." Im Bauwagen regnet es ja nicht.