Forum von IHK und WZ: Geschulter Blick in die Zukunft
Beim Forum von IHK und WZ sprach Achim Bachem vom Forschungszentrum Jülich über Hirnschrittmacher und Supercomputer.
Krefeld. Wenn jemand allgemeinverständlich erklären kann, was Wissenschaft in Zukunft zur Verbesserung unseres Lebens beitragen kann, dann ist es Professor Achim Bachem, Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Jülich. Beim Wirtschaftsforum Impulse von WZ und IHK sprach er über „Forschen für die Zukunft“. Und rund 270 geladene Gäste hörten in der Mercedes-Niederlassung Krefeld gebannt zu.
Der Wissenschaftler hatte sich in seinem Vortrag auf die Themen Gesundheit, Energie und Informationstechnologie konzentriert. Anhand verständlicher Beispiele und markanter Zahlen zeigte er auf, was jetzt schon möglich ist. So haben die Jülicher einen Hirnstimulator geschaffen, der mit nur einer Behandlung Parkinson-Patienten bis zu einem halben Jahr von ihren Problemen befreit. Auch bei Tinnitus habe man bereits erste Erfolge erzielt.
Was Gehirnerkrankungen wie Demenz angeht, setzt man in Jülich auf die Früherkennung. Höchstauflösende Computertomographen könnten dabei helfen. Bachem: „Wenn man Demenz schon fünf Jahre früher erkennt, könnte man nicht nur den Menschen das Leben angenehmer gestalten, sondern auch bis zu 75 Milliarden Euro pro Jahr sparen.
Angesichts von Bevölkerungswachstum und Ressourcenverbrauch setzt Bachem auf die Bioökonomie. 2050 würden 9,6 Milliarden Menschen rund 70 Prozent mehr Nahrung benötigen. Dies könne nur mit mehr Effizienz gelingen. Beispiel Wasserverbrauch: Für 1 Kilo Fleisch benötige man über 11 000 Kubikmeter Wasser, für 1 Kilo Obst oder Gemüse nur 185.
Neben einem Umdenken im Verbraucherverhalten, werde es auf die Nutzung der Ressourcen ankommen. „Unsere gesamte Industrie basiert auf Öl. Nachwachsende Rohstoffe können es genauso gut — sind aber teurer. Photovoltaik ist bereits wirtschaftlich, braucht keine Zuschüsse mehr“, sagt Bachem. Deshalb müsse man zu neuen Modellen für Kostenberechnungen kommen — immerhin seien die Betriebskosten für erneuerbare Energien gleich Null. Dann brauche man auch nicht mehr über Wärmedämmung nachzudenken.
In der lebhaften, von WZ-Chefredakteur Martin Vogler moderierten Diskussion ging es um Fragen der Ethik und der Akzeptanz von Forschung und Technologie oder der Verantwortung für künftige Generationen. Ein Forscherkollege beklagte die frustrierende Bürokratie in Deutschland und schlug damit die Brücke zur Begrüßungsansprache von IHK-Präsident Heinz Schmidt, der ebenfalls den extensiven staatlichen Einfluss beklagt hatte. Bachem brachte es auf den Punkt: „Die Politik soll mal die Planwirtschaft sein lassen!“