Seidenweberhaus Grüße aus dem siebten Schuhhimmel

Frauen mit Schuhen glücklich machen? Hinter der Idee steckt natürlich ein Mann. Wir haben uns ins Einkaufsvergnügen im Seidenweberhaus gestürzt.

Christiane Dase hat vor lauter Schuhen den Überblick verloren.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Schuhe, Taschen und ein Gläschen Sekt. Vielleicht auch zwei. Oder drei? Das Leben kann so schön sein...

Marcos Martinic glaubt zu wissen, wie man Frauen glücklich macht. Mit 10 000 Ballerinas, Boots und Pumps, Clutches, Rucksäcken und Taschen ist er aus Berlin nach Krefeld gereist. „Ich habe mitbekommen, dass die Frauen hier auch Schuhe und Taschen lieben und will versuchen, sie zu flashen.“

Aha, da ist der Name also Programm: „Fashion Flash“ heißt das Konzept aus Berlin — und wenn seine Rechnung aufgeht, dann fährt Veranstalter Martinic heute Abend nach zwei Tagen Shoppingwahnsinn im Seidenweberhaus nur noch mit der Hälfte der Ware zurück.

Viktoria Scharmann jedenfalls schwebt im siebten Schuhhimmel. Wonach sie sucht? „Das weiß man bei Schuhen doch nie.“ Gefunden hat sie zwei Paar schwarze Boots, Größe 41. Nicht wirklich sommertauglich, aber was solls! Bei bis zu 70 Prozent Preisnachlass können offenbar die wenigsten hier Nein sagen.

Barbara Loch hat sich den Einkaufskorb richtig vollgepackt: Fünf Paar Schuhe sind darin, werden aber ebenso schnell wieder aussortiert. Zu hoch, zu flach, zu unbequem — als wenn Frauen nicht wüssten, was sie wollen. Tamara Bünten will „was Sportliches, Leichtes für den Sommer“ und konnte sogar ihren Freund, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, dazu überreden, mit ins Seidenweberhaus zu kommen. „Schuhe braucht man doch immer“, sagt der — und es klingt nach Kapitulation.

Männer sind auf 1300 Quadratmetern auf zwei Etagen im Seidenweberhaus dieser Tage Mangelware. Aber wer braucht schon Männer, wenn es Schuhe (und Taschen) gibt? Marcos Martinic ist da ganz pragmatisch: „Ich stehe auch auf Schuhen“ — auf weißen Turnschuhen, um genau zu sein — sagt er und grinst, „aber Frauenschuhe sind für unser relativ neues Konzept die sicherere Variante.“

Fleckige grüne Teppiche im 70er-Jahre Look, dazwischen Schuhe, Schuhe, Taschen, Schuhe und im Hintergrund läuft Housemusik. Die skurrile Atmosphäre ist mit dem gewissen Tunnelblick schnell ausgeblendet. 36, 37, 38 — die Größen weisen die Richtung. Aha, hier lang geht’s. Wer kleine Füße hat, ist deutlich im Vorteil: silbermetallicfarbene Highheels (darin kann man sich spiegeln, aber auch wirklich laufen?!), quietschgelbe Gummistiefel (okay, die sehen echt bequem aus) und Cowboystiefel in zartrosa (nee, oder?!) — die Auswahl ist schier unbegrenzt.

Und kann man Plateausandalen in Gold diesen Sommer eigentlich auch zu anderen Anlässen als Badtaste-Partys tragen? Auch Katharina Wetzig hat vor lauter Schuhen den Überblick verloren. Zum selbst Anprobieren kommt sie gar nicht erst. Seit elf Uhr morgens sortiert sie Schuhe — „bestimmt tausende“ — und füllt die leergeräumten Flächen neu auf.

Da hat Yasin Özkurt den deutlich angenehmeren Job: Er darf den kaufwütigen Ladys Sekt servieren — und gucken. Natürlich nach Schuhen. „Am liebsten Pumps.“ Na klar, wer sagt denn, dass Schuhklischees nur für Frauen gelten?!