Heiße Autorennen auf dem Dachboden

Gastronom Till Reese hat mit seinem Sohn eine der größten Carrera-Bahnen des Landes aufgebaut. Am 2. Dezember veranstalten sie im Gasthof Hückels May eine Modellrennbahn-Börse.

Krefeld. Felix’ Vater könnte ein langweiligeres Hobby haben: Briefmarken oder Münzen sammeln, Insekten beobachten oder eine kleine Wetterstation betreiben. Alles sicherlich ehrenwerte Hobbies, aber für einen 13-Jährigen nicht sonderlich interessant. Der Sohn hat Glück: Till Reese (46) besitzt eine der größten Carrera-Sammlungen Deutschlands und hat die mit einer Streckenlänge von 126 Metern in ihrer Klasse längste Modellrennbahn des Landes aufgebaut.

"Felix hält den Rundenrekord", gibt der Vater zu. "51 Sekunden", prahlt der Sohnemann. "Sind es nicht 54?", fragt der Vater. Egal, einig sind sich die beiden, dass sie dieses kostbare Spielzeug hegen und pflegen sollten und sorgsam damit umgehen. Immerhin wird der auf einem Dachboden des Gasthofs "Hückels May" aufgebaute Rennbahntyp "Universal" seit 22 Jahren nicht mehr hergestellt - eine absolute Rarität. Über 1500 Carrera-Autos jeden Typs und verschiedener Bahnsysteme, dazu jede Menge Zubehör, Figuren, Straßenschienen - und das zum Teil noch originalverpackt. Insgesamt fünf Bahnen hat Reese auf drei Etagen aufgebaut: Die Universal 4-spurig, die Carrera 160, die Carrera Go, die digitale Carrera Pro-X und die große Universal.

Reese hatte sich das vor zehn Jahren überhaupt nicht vorgestellt, als ein Freund zwei verstaubte Grundpackungen "Avus" und "Hockenheim" aus dem Keller holte. Der Freund zog weg - interessanterweise nach Nürnberg, die Geburtsstadt von Carrera - und überlegte, was mit diesen beiden Schätzen aus der Kindheit zu machen sei. "Wir haben nach dem Aufbauen beschlossen, dass ich die Bahnen nehmen sollte - er hat drei Töchter, ich hingegen einen Sohn", grinst Reese, und bekam den Zuschlag. Zwei Jahre stand die Bahn unberührt im Keller, dann ergab sich die Gelegenheit, sie in der Fachwerkscheune seines Betriebes aufzubauen. Knapp zehn Jahre und zahllose Einkäufe später ist die heutige Sammlung daraus geworden.

Deren Herzstück ist ganz klar die "Carrera Universal". 2 Jahre hat Reese mit seinem Sohn gebraucht, um die schikanenreiche große Bahn aufzubauen. Ob Tunnel, Überführungen, enge Kurven oder rasante Loopings - es braucht viel Übung, um auf diesem Parcours zu bestehen. Wer die Strecke nicht kennt, braucht pro Runde selbst als erfahrener Carrera-Fahrer ungefähr 30 Sekunden länger. Nach weit über 2000 gefahrenen Runden ist es aber allmählich an der Zeit, am Bahnverlauf zu feilen. "Allein am Geräusch weiß ich mittlerweile, wo das Auto ist", sagt Till Reese, und sein Sohn Felix sagt: "Spätestens, wenn man die Bahn im Schlaf fahren kann, ist es Zeit, was zu ändern." Rund 1400 Zuschauer haben noch lange nicht genug von dem illustren Treiben auf der Bahn: Zum Teil mit Ferngläsern bewaffnet verfolgen die Plastikfiguren auf der rund dreieinhalb Meter langen Haupttribüne das Renngeschehen im Maßstab 1:32.

Das eigentlich Sympathische ist, dass Reese nicht wie ein Museumswächter umherschleicht und seine Figuren und Autos alle zwei Minuten mit dem Pinsel abstaubt. In erster Linie steht die Bahn, um zu spielen. "Im heißen Kopf-an-Kopf-Rennen gegen Felix wird auch schon mal ein Auto "rausgeballert", sagt Reese und berichtet von einem Sturzflug quer durch die Leitplanke, drei Meter über eine Tisch und dann mit unsanfter Bodenlandung. Solche Rennen werden natürlich nicht mit wertvollen und seltenen Stücken aus der Sammlung gefahren, sondern mit ohnehin bespielten Carrera-Fahrzeugen, wie übrigens auch auf Felix Kindergeburtstagen oder beim "Night-Race" des Vaters mit Freunden und Bierchen. "Wenn man die Bahn erfolgreich fahren will, muss aber nach maximal einem Bier Schluss sein", mahnt Reese. "Sonst verschätzt man sich beim Tempo und fährt zu leichtsinnig." Ganz wie im richtigen Leben also, und das realistische an diesem Spielzeug "ist ja gerade das Schöne daran."

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