Kabarett: Reimender Ruhrpott-Dichter

Mit seinen Wortwitzen bringt Fritz Eckenga sein Publikum nur zum Schmunzeln.

<strong>Krefeld. Bei Lesungen lustiger Texte scheint das Publikum mehr Witz aus den Zeilen zu saugen, als drinsteckt. Vor allem Reime umschmeicheln wohlklingend die Ohren. Einer, der spritzige und wendige Gedanken seit zehn Jahren in kleine Verse hüllt, ist Autor und Komödiant Fritz Eckenga. Der 1955 in Bochum geborene Ruhrdichter widmet sich in seinen Büchern vorrangig dem gemeinen kleinen Alltag und wie man ihn halbwegs unbeschadet mit einem Lachen im Gesicht übersteht. In der ausverkauften Kulturfabrik präsentierte sich Eckenga "Im Dienste der Schönheit", so der Titel seines Soloprogramms, und stellte Auszüge aus seinen literarischen Werken vor.

Klimawandel ist prima für den Gemüseanbau

Doch Vorleser wie Zuhörer, das "Vier Mahlzeiten"-Publikum, brauchten zunächst Zeit, sich an Form und Inhalt des Erzählens zu gewöhnen. Erst beim Protokoll zum Thema Klimawandel erwärmen sich die ersten Reihen, schließlich ist der "prima für den Gemüsehandel". Fortan lauscht man ihm, dem Literaten aus dem Revier, mit aufmerksamem Interesse. Mit Fotos unterlegt er dabei seine Texte. Da leiden vergessene Fahrräder herzbeschwerend, ein Schalke-Fan, der sich übergeben musste, bekommt ein "Glück auf" und selbst falsche "Obst"-Plakate finden ihre wahre Bestimmung. Eckengas Grundproblem bleibt aber bestehen: Der versförmige Witzfunke zündet zu selten. Kaum wendet er sich mal den ernsten Dingen des Lebens zu, wird die trockene Ironie zum Sarkasmus, der Sarkasmus zum Zynismus. Kurzzeitig jongliert Fritz Eckenga sprachlich mit Umweltengel "Siggi G.", entblößt Franz Müntefering als sauerländischen Ethno-Rapper und liefert mit "Beuteldeutscher" Erwin und Ömer spruchreife Integrationskompetenz.

Lautes Lachen beim Publikum ist eher selten

Zwischendurch lässt er jeweils einmal seine beiden Radio-Figuren lebendig werden: den lispelnden Baumarktprofi Hans-Peter Kaltenbacher und Fußballmanager A., der sich in Sachen Integration versucht.

Doch Eckengas trockener Wortwitz lässt das Krefelder Publikum bei weitem nicht Tränen lachen. Man schmunzelt gelegentlich, lautes Lachen gibt es eher selten.

Am Ende beschimpft er reimend amüsant den kommenden Monat. Gerade der November solle verrecken "am besten mit dem Pack der Jecken". Nur der Dezember bringe Trost oder starken Frost. Nach zwei Stunden gibt es für die lyrische Unterhaltung in Häppchenform freundlichen Applaus.

"Aus der Masse ragen" wird Fritz Eckenga auf Dauer nur schwer. Horst Evers, Max Goldt oder Robert Gernhardt bleiben für ihn zunächst unerreicht - oder, wie er auf Ruhrdeutsch sagte: "Der Weg ist das Ziel."