Konzert: Außenseiterin mit viel Gefühl

Rock-Legende Joan Armatrading erobert die Herzen der Fans.

Krefeld. Wann immer in den beiden vergangenen Jahrzehnten eine Frau zur Gitarre griff und selbst geschriebene Songs sang - der Name Joan Armatrading und ihr Werk stand Pate. Dass die scheue Einzelgängerin aus Birmingham dennoch eine unterschätzte Außenseiterin im Schatten einer Tracy Chapman geblieben ist, liegt nicht an der Qualität ihrer Stücke, auch nicht an deren Ausführung - Armatradings Musik blieb stets individuell und losgelöst von kommerziellen Trends.

Selbst ihre unprätentiöse Art des Auftretens mag, wie in der Kulturfabrik anfangs auch, denen spröde vorkommen, die in erster Linie ihre Stimme kennen. Entscheidend ist für 56-Jährige aber nicht die Show, wichtig ist die Musik: Bereits der erste Song des Krefelder Konzerts, das hymnenartige "Heaven", beweist eindrucksvoll, wie Emotionalität und Authentizität dank Armatradings dunkler, kehliger Stimme ein klangliches Vergnügen garantieren.

Wie vor 30 Jahren brodelt sie in ihrem schwarzen Bühnenoutfit sehnsüchtig vor Vitalität. Unterstützt von ihren drei Begleitmusikern Spencer Cozens an den Keyboards, Bassist John Haley sowie Drummer Gary Foote wandert sie fortan zwischen Rock, Rhythm & Blues und Soul. Während das aktuelle "A Woman In Love" von ihrem 19. Album "Into The Blues" die Zuhörer mit einer Pop-Melodie umschmeichelt, breitet sie "Something’s Gotta Blow", das die Frustrationen des Alltags anhand eines Tags in der Londoner U-Bahn beschreibt, mit impulsiven Rhythmen aus. Vielmehr wohlig lädt Joan Armatrading dazu ein, sich in ihren und in eigenen Gedanken treiben zu lassen.

So gelingt es ihr wie bei einem zarten Annäherungsversuch mühelos, das Stück "All The Way From America" als mehrstimmigen Choral mit dem begeisterten Publikum zu inszenieren. Dabei verzückt sie mit hoher Saitenkunst an der Gitarre, entlockt dem Instrument so manche klangliche Tiefe. Ihre größten Hits hebt sich die Multiinstrumentalistin bis zum Ende auf. "Me Myself I" und das knackige "Drop The Pilot" runden nach hundert Minuten den gefeierten Auftritt in der Kufa ab.

35 Jahre nach ihrem Debütalbum "Whatever’s For Us" scheint Joan Armatrading zu alter Hochform gefunden zu haben und von vielen Fans anspruchsvoller Musik wieder entdeckt zu werden.