Konzert: Große Anlage zu laut für kleinen Jazzkeller
Der Amerikaner Will Calhoun und seine Band begeistern die Jazz-Fans. Nur die Lautstärke schadet der Qualität.
Krefeld. Ein Tourbus - ein so genannter Nightliner - vor der Tür des Jazzkellers? Hat sich da jemand verfahren? Nein, nein. Der steht da schon richtig. Das Gefährt, dessen Innenraum nur unwesentlich kleiner sein dürfte als Krefelds Traditionskneipe, chauffiert den New Yorker Drummer Will Calhoun und seine Band Aza durch die Gegend. Nachdem Calhoun als Mitglied des David-Gilmore-Trios schon am Wochenende die Krefelder Jazzfans verzückt hatte, stieg er die Kellerstufen herab, um nochmals seine Virtuosität zu demonstrieren.
Offenbar war das Tourmanagement von größeren Clubs ausgegangen, das sah man auch an der Anlage, die im Jazzkeller gelandet war. Man braucht im Keller weder all zu große Boxen zur Beschallung des Zuschauerraums noch ein Monitorsystem für die Musiker. Und am allerwenigsten ist es auf dieser Minibühne notwendig, das Schlagzeug über Mikrofone abzunehmen.
Man bekam es dann auch zu hören, was da angekarrt worden war, aber mächtig. Das komplette Set über war die Lautstärke zu hoch, was der Qualität der Darbietung eher schadete, von den Flimmerhärchen in den Ohren der Zuhörer mal ganz zu schweigen.
Die Band startete mit "Afro Blue", einem Standard, der vor allem durch John Coltrane bekannt wurde, und hatte danach meist Kompositionen von Calhoun zu bieten. Der Drummer ist virtuos im höchsten Grade, leider legte er seiner Virtuosität kaum einmal Zügel an. Der Mann hat schon wirklich sehr flinke Hände, obendrein kann er Grooves polyrhythmisch derart komplex gestalten, dass sie schon fast einen Überdruck ausüben.
Antoine Roney ließ sich davon nicht beirren, zog an Sopran- und Tenorsaxophon sozusagen seinen Stiefel durch. Er ging aber ein wenig im Soundgewitter der Rhythmusgruppe unter - neben Calhoun noch Mark Kelly am nervös pumpenden E-Bass und Orrin Evans am Keyboard. Der exzellente Corey Wilkes an Trompete und Flügelhorn bediente sich elektronischer Verfremdungen, um sich ein wenig mehr von dem andauernd brodelnden Hintergrund abzuheben.
Weniger wäre also insgesamt vielleicht mehr gewesen, dem Publikum gefiel der Tour-de-force-Ritt des Quintetts auf jeden Fall so sehr, dass es sich enthusiastisch eine Zugabe erklatschte.