Krefeld im Kino: Maria, ihm schmeckt’s nicht

Die WZ hatte vor dem offiziellen Start am 6.August Gelegenheit, den Film zu sehen.

Krefeld. Ein schlaksiger, blasser Mann klopft an die Tür eines Reihenhauses. An seiner Seite eine dunkelhaarige italienische Schönheit. Er ist sichtlich nervös, in der schwitzigen Hand hält er einen nicht besonders geschmackvollen Blumenstrauß. Das Nervenflattern hat einen guten Grund, schließlich trifft er zum ersten Mal auf seine Schwiegereltern in spe, um um die Hand ihrer Tochter anzuhalten. "Das erste Mal traf ich Antonio Marcipane in Krefeld am Niederrhein", wird er später sagen. "Danach war mein Leben nicht mehr wie früher."

Der nervöse Mann heißt Christian Ulmen, bekannt durch die TV-Serie "Dr. Psycho" und den Film "Herr Lehmann", die Frau ist die Schauspielerin Mina Tander, und das Reihenhaus gehört dem Krefelder Ehepaar Michala. Es steht an der Pastoriusstraße in Linn. Zu sehen ist diese Szene im Film "Maria, ihm schmeckt’s nicht", der ab dem 6.August in den Kinos der Nation läuft. Die WZ hatte vorab Gelegenheit, ihn sich anzuschauen.

Im Dezember hat das Filmteam sechs Tage lang in Krefeld gedreht - und dabei ordentlich gefroren. Das sieht man den Schauspielern im Endergebnis nicht an. Ulmen ist grandios in seiner Rolle als verstörter, verängstigter Deutscher Jan, der plötzlich Bekanntschaft mit einer italienischen Chaos-Großfamilie macht. Mina Tander spielt seine Verlobte Sara auf ganz bezaubernde Art und Weise. Und auch Lino Banfi, der ihren Vater Antonio Marcipane gibt, überzeugt auf ganzer Linie.

Die Krefelder Zuschauer werden im Kino eine kleine Reise in die Vergangenheit machen. Denn neben dem Linner Reihenhaus waren auch die Weinbrennerei Dujardin und der Hauptbahnhof Drehorte. Sie dienen als Spielstätten der zahlreichen Rückblenden des Films. Darin ist der junge Antonio zu sehen, wie er in den 60er-Jahren als Gastarbeiter in Deutschland zurechtkommen muss.

Am Krefelder Hauptbahnhof steigt er aus dem Zug, nachdem er sich klammheimlich aus seiner süditalienischen Heimatstadt Campobello verzogen hat, um Geld zu verdienen. In der Weinbrennerei wurde eine Szene gedreht, in der ein Amtsarzt Antonio und andere Malocher untersucht. Dabei wuseln 50 Männer in Feinrippunterwäsche durch die Werkshallen - alle gespielt von Krefelder Komparsen mit vorwiegend italienischer, griechischer oder türkischer Abstammung. Gegenüber der Brennerei diente das umgebaute Vereinsheim des Uerdinger Tambourcorps als jene Hühnerbraterei, in der Antonio einen Job als Kellner findet. Hier lernt er auch seine zukünftige Frau Ursula kennen.

"Maria, ihm schmeckt’s nicht" ist eine leichte, aber dabei keinesfalls seichte Sommerkomödie. Es geht um Multu-Kulti, Integration und die Überwindung von Ängsten. "Das sollte nicht nur Jans relativ profane Angst in Italien sein", sagt Autor Jan Weiler. "Ich wollte, dass der Film die viel tiefer gehende Fremdenangst in Deutschland thematisiert, die Furcht der Deutschen vor dem Gastarbeiter, vor dem so genannten ,Spaghettifresser’."

Jan Weiler wurde 1967 in Düsseldorf geboren. Bereits vor seinem Journalistikstudium war er als freier Mitarbeiter für die Westdeutsche Zeitung tätig. Von 2000 bis 2005 war Weiler Chefredakteur des Magazins der Süddeutschen Zeitung. Nach seinem Debütroman "Maria, ihm schmeckt’s nicht" veröffentlichte er zahlreiche Bücher und Hörspiele wie "Drachensaat oder "Gibt es einen Fußballgott?".