Vortrag: Professor Tolan erklärt James BondV
Der Physiker zeigt auf, welche Stunts nur im Film möglich sind.
Krefeld. Die Fachmänner des 150 Jahre alten Naturwissenschaftlichen Vereins zu Krefeld staunen nicht schlecht. Sie haben gerade ihre seriöse Hauptversammlung hinter sich gebracht. Und die Laien wundern sich: Im mit rund 140 Zuhörern voll besetzten Foyer der Volkshochschule nimmt Metin Tolan (43), Dortmunder Professor für Experimentelle Physik, sie mit auf eine wissenschaftliche Reise durch die James-Bond-Filme.
Er untersucht humorvoll, aber exakt, wo die Filmemacher geschummelt haben und wo der Agent auf realistischen Grundlagen die Welt rettete. Tolan macht sich einen Spaß daraus, seine Wissenschaft auf Sport und Unterhaltung anzuwenden. Er hat schon Szenen aus den "Star-Trek"-Filmen auf die physikalischen Regeln hin untersucht und eine Formel entwickelt, mit der er den nächsten Fußball-Weltmeister berechnet.
Bei James Bond gehen ihm die Themen wohl nie aus. Im Film "Goldeneye" springt Schauspieler Pierce Brosnan auf einem Motorrad einem führerlosen Kleinflugzeug in die Tiefe nach, steigt ein und zieht es in einer Höhe von 2651 Metern wieder hoch.
Das kann nur theoretisch geklappt haben: Mit mehreren Kurvenberechnungen und Formeln weist Tolan nach, dass der 76 Kilogramm schwere Bond nach 22 Sekunden die Kurve des angenommen 1400 Kilogramm schweren Flugzeugs schneidet. "Es stimmt also", sagt Tolan, fügt aber hinzu: "Allerdings kommt der Held mit 85 Kilometern pro Stunde an, aber die Luke war ja offen und die Polster im Inneren waren weich."
Zu seinen Untersuchungsfeldern führt der flotte Professor auch Szenen aus den Filmen vor. Zum Beispiel den Sprung eines rotierenden Autos über einen asiatischen Fluss, dessen Flugbahn "bei uns jeder Student im ersten Semester so ausrechnen kann". Der Sprung funktioniere aber nur, wenn im Fahrzeug alle Gewichte wie Motor, Steuerung und Fahrer auf die Mittelachse gelegt würden.
Besondere Freunde hat der bekennende Bond-Fan an der Untersuchung der vielen Wunder-Uhren, die der Spion im Dienst ihrer Majestät einsetzt. "Die mit dem Magneten hätte zehn Millionen Ampere erzeugen müssen, und die mit dem Stahldraht hätte den Spion mit 400 Kilogramm Zugkraft so heftig gezogen, dass ihm vermutlich der Arm abgerissen wäre."
Nicht bei allen Beispielen führt der Wissenschaftler die Filmfigur ad absurdum: Die Wirkung der Polarisationsbrille oder das Erkennen des Angreifers im Augenspiegel des Girls hält er grundsätzlich für gute Gags.
Und dann lüftet der Physiker noch das Geheimnis von Bonds Lieblingsdrink. Er trinkt den Martini grundsätzlich geschüttelt - und nicht gerührt. "Das spült die Geschmacksmoleküle nach oben. Den Rest trinkt Bond ja eh nicht, da er schon wieder weiter muss."