Minister: Schwere Fehler beim Ordnerdienst

Es gab zu wenige Sicherheitskräfte, und die waren mit der Situation völlig überfordert, so die Vorwürfe der Polizei.

Düsseldorf. Dieter Wehe, dem erfahrenen, hochdekorierten Polizisten, stockte die Stimme, dann traten Tränen in seine Augen: Soeben musste er schildern, wie bei der Duisburger Loveparade insgesamt 21 Menschen starben. Auf der Pressekonferenz im Landtag trat für einen Augenblick Stille ein. Doch dann ging es um die Fragen: Wer trägt dafür die Verantwortung, wie konnte es soweit kommen?

Eine klare und eindeutige Antwort darauf verweigerte Innenminister Ralf Jäger (SPD) ebenso wie Wehe. Beide verwiesen auf die laufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Aber aus ihrer Darstellung über den Ablauf der Duisburger Loveparade, die im Horror endete, wurde klar: Die Polizei wirft dem Veranstalter, aber auch der Stadt schwere Versäumnisse vor.

"Es hat Bedenken gegeben. Die gab es auch in Bochum im vergangenen Jahr. Bochum hat die Konsequenzen daraus gezogen. Duisburg nicht", sagte Jäger, der selbst aus der Stadt stammt. Erst am Veranstaltungstag habe die Polizei die städtische Genehmigung für die Veranstaltung erhalten, nur auf ihren Druck habe es im Vorfeld überhaupt Arbeitstreffen zu den Sicherheitsfragen gegeben.

Nach dem Zwischenbericht gab es am Veranstaltungstag schwere Versäumnisse beim Ordnungsdienst des Veranstalters. Der war komplett für das eigentliche Gelände inklusive Tunnel und Zugangsrampe zuständig. Laut Wehe wurden die Pforten erst um 12.04 Uhr geöffnet, obwohl 10, spätestens aber 11 Uhr vereinbart gewesen sei. Die Verzögerung habe daran gelegen, dass das Gelände auf den letzten Drücker noch planiert wurde.

Dann habe es klare Absprachen gegeben, den Zugang mit koordinierten Sperrungen zu lenken. Sollte der Andrang zu groß werden, sollten die Ordner die ersten Zugangsschleusen schließen - so der Plan. Dann sollte die Polizei auf der Rampe und in den Tunneln Sperrketten bilden, um so den Leuten hinter den Sperren Luft zu verschaffen, damit die sicher auf das eigentliche Partygelände gelangen. "Die Polizei hat wie verabredet gesperrt, die Ordner nicht. Und es waren auch viel zu wenige im Einsatz", so Wehe.

So eskalierte die Situation, weil vorne zwar die Polizei sperrte, hinten aber die Masse nachdrängte. Die letzte der drei Polizeisperren wurde um 16.40 Uhr aufgelöst. Um 17.02 Uhr wurde der erste Tote gemeldet. Die Katastrophe nahm ihren Lauf.

Jäger lobte ausdrücklich die Arbeit der Polizei. "Ich bin mir sicher, dass es ohne ihren beherzten Einsatz noch viel mehr Tote und Verletzte gegeben hätte", sagte der Innenminister.

Um eine möglichst große Objektivität zu sichern, ermittele in Duisburg die Kölner Polizei. Die in solchen Fällen übliche Nachbetrachtung stellt das Polizeipräsidium Essen an. Wann die Staatsanwaltschaft entscheidet, ob sie Anklage erhebt, ist offen.