NRW nach der Landtagswahl Als Ministerpräsident wird Laschet sich an Kohl orientieren
Armin Laschet weiß schon jetzt: Mit Schwarz-Gelb will er auch nach 2022 weiterregieren. Und er wird sich an Altkanzler Kohl orientieren.
Düsseldorf. Es ist nur noch ein Schritt für Armin Laschet, aber ein hochspannender. Der 56-Jährige steht nach fünf oft steinigen Aufbaujahren seiner NRW-CDU vor der wichtigsten Wahl seiner Polit-Karriere. Offen ist: Wird es ein reibungsloser Start als neuer Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens mit einer Kür im ersten Wahlgang - oder doch ein holpriger Auftakt am Dienstagnachmittag im Düsseldorfer Landtag? Der 56-Jährige wirkt jedenfalls von Tag zu Tag gelöster.
Seine Devise für eine Koalitionsregierung mit der FDP - der einzigen in Deutschland - heißt, verkürzt gesagt: „NRW first“ und mehr rausholen aus dem Land. Der CDU-Bundesvize lässt zudem ein neues Selbstbewusstsein gegenüber Berlin erkennen. Helmut Kohl soll ihm Vorbild sein, kündigt Laschet an.
Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren versagte die NRW-CDU dem Aachener eine „Krönungsmesse“: Der größte Landesverband war nach einem Wahldebakel in desolatem Zustand. Obwohl nur Laschet zur Parteiführung bereit war, stimmten lediglich 77 Prozent für ihn. Kein Gewinnertyp, meinten damals einige. Im Mai 2017 ist es anders gekommen. Laschet hat gesiegt. „2012 hätte man das für unmöglich gehalten, weil die Partei ziemlich am Boden lag“, sagt der CDU-Bundesvize der dpa kurz vor der MP-Wahl.
Von Laschet kommen weiter keine Triumphgesten. Er habe einen „Riesenrespekt davor, was in diesem großen Bundesland alles zu erledigen und zu gestalten ist“, räumt er ein. Der Polit-Profi weiß, dass er zügig liefern muss. Der Koalitionsvertrag steckt voller vollmundiger Ankündigungen. Schwarz-Gelb kommt im Landtag nur auf die unkomfortable Mehrheit von einer Stimme. Zudem will Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in drei Monaten die Bundestagswahl gewinnen und hofft auf eine gute Performance in NRW.
Was für ein Chef will Laschet im künftigen Kabinett sein? Er werde sich am verstorbenen Altkanzler Kohl orientieren, der 16 Jahre mit der FDP regierte - also: „Man muss dem kleinen Partner Gelegenheit geben, dass er auch erkennbar ist und Punkte machen kann“, betonte Laschet gerade erst beim CDU-Parteitag. Das passt auch zu den Koalitionsverhandlungen, die er „kurz und schmerzlos“ in nicht einmal vier Wochen mit der FDP abschloss - und den kleineren Partner dabei keinesfalls über den Tisch zog.
Der verheiratete Vater von drei erwachsenen Kindern stammt aus einer katholischen Bergmannsfamilie, gilt als ausdauernd und pragmatisch - war in der Opposition aber auch als zu zahm und profilschwach kritisiert worden. Der Journalist und Jurist kennt die Politik als Aachener Ratsherr, NRW-Integrationsminister, Bundestags- und Europa-Abgeordneter.
Am Dienstagabend, nach seiner geplanten Wahl zum elften NRW-Ministerpräsidenten, soll Büroübergabe in der Düsseldorfer Staatskanzlei sein. Die Fotos in seinem dann zu räumenden Büro als Fraktionschef, die ihn mal mit Kohl, mal mit Papst Franziskus zeigen, werden wohl mit umziehen. Laschets Ziel, das er vor der CDU-Basis ausgibt: „Ohne Hochmut die nächsten fünf Jahre arbeiten, um möglichst auch nach 2022 weiterzuregieren.“