Zu viel Stress? Es geht auch anders

Wer ausgelaugt ist, kann sich mit Autogenem Training wieder entspannen. Häufig hilft auch Ausdauersport oder ein Sauna-Gang.

Düsseldorf. Der Lehrer war angereist, um den Schülern die Technik der Meditation nahe zu bringen. Es war die Halbzeit einer einwöchigen Schulfreizeit. Etwa 20 Schüler lagen schließlich in einem Raum und entspannten sich. Aber nur kurz. Nach wenigen Minuten der Entspannung schlief der Erste ein und fing an zu schnarchen. Der Rest lachte — die Stimmung war auf dem Höhepunkt, die Meditation am Ende.

Man könnte meinen, Schlaf sei die optimale Entspannung, aber das ist falsch. Mit Entspannungsverfahren wird probiert, eine Technik zu erlernen, mit der sich auch im Alltag — etwa am Arbeitsplatz — der Schalter von Stress auf Entspannung umlegen lässt. Diesen Schalter gibt es im bildlichen Sinne tatsächlich. Für den Neurologen besteht der Mensch aus zwei Systemen: dem Stresssystem und dem Entspannungssystem, die sich wechselseitig hemmen. Ist das eine aktiv, ist das andere passiv. Der Mensch ist entweder auf Kampf eingestellt — oder auf Erholung. Beide beeinflussen den ganzen Körper: Ist das Stresssystem aktiv, sind die Muskeln angespannt, der Puls schneller, die Arterien verengt. Schlimm wird es nur, wenn dieser an sich gesunde Stress nicht nur mehrere Stunden, sondern Tage anhält. Aber der Schalter zwischen Stress und Entspannung lässt sich umlegen.

Die beste Entspannung gibt es nicht: Ob Autogenes Training oder Sauna, ob Progressive Muskelentspannung — die optimale Technik ist für jeden eine andere. Wichtig ist, dass nicht nur für den Moment, sondern auch langfristig das körpereigene Entspannungssystem, der Parasympathikus, aktiviert wird. Über die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson gibt es ganze Bücher — aber das Prinzip ist einfach.

Man setzt sich möglichst bequem auf einen Stuhl mit Rücken- und Armlehne, schließt die Augen und entspannt sich. Dann spannt man nacheinander einzelne Muskelgruppen an — und entspannt sie wieder. Spannt die linke Hand — und entspannt. Und geht so den ganzen Körper durch. Das Erlebnis der bewussten An- und Entspannung lässt sich erlernen und in Stresssituationen abrufen.

Beim Autogenen Training ist es umgekehrt: Die Entspannung soll über eine Vorstellung im Kopf erreicht werden. Etwa: „Ich atme tief, ruhig und gleichmäßig.“ Die intensiv empfundene Vorstellung allein kann Puls und Blutdruck verändern.