Nadine Angerer: Die Beste der Welt

Am Donnerstag bestreitet die deutsche Torhüterin Nadine Angerer im WM-Spiel gegen Nigeria ihr 100. Länderspiel.

Frankfurt. Oft machen Nadine Angerer und Torwarttrainer Michael Fuchs nach dem Training noch ein Spiel — sie versuchen dann, aus der Distanz die Latte des Tores zu treffen. „Fünfmal“, sagt Fuchs, habe er neulich beim Lattenschießen in Folge gewonnen. Dann sei „die Natze“ gekommen und habe gesagt: Lass uns um einen Cappuccino spielen. „Da war klar, dass sie gewinnt.“ Immer, wenn es um was gehe, sagt Fuchs, „gewinnt die Natze — immer“. Und das ärgert ihn.

Seit 2007 ist Angerer die Nummer eins im deutschen Tor. Am Donnerstag gegen Nigeria steht sie zum 100. Mal dort zwischen den Pfosten — bei der Heim-WM in Frankfurt, der Stadt, in der sie momentan spielt. „Habe ich extra ausgerechnet“, sagt die 32-Jährige: „Wobei — das Eröffnungsspiel wäre noch besser gewesen.“ In Berlin, wo sie eine Wohnung am Prenzlauer Berg hatte — aufgehübscht mit Möbeln vom Sperrmüll.

Die Geschichte wird ebenso oft erzählt, wie die vom Backpackers-Hotel, das sie mal eröffnen möchte, oder die vom alten Feuerwehrauto, mit dem sie durch Berlin fuhr. Weil es so untypisch ist für eine Sportlerin und so typisch Angerer. „St. Pauli des Frauenfußballs“ wurde sie neulich mal genannt. Zu Beginn ihrer Karriere stand sie in der Nationalmannschaft kurz vor dem Aus, weil sie ihre Freiheit dem Training vorzog. Irgendwann stellte Tina Theune, die damalige Trainerin, sie vor die Wahl: härter arbeiten oder rausfliegen. Seitdem arbeitet Angerer härter.

Frei fühlt sie sich im Urlaub, beim Training aber ist sie pedantisch. „Da sind wir uns ähnlich“, sagt Fuchs. Der Gymnasiallehrer für Sport und Englisch verbessert „Natze“ schon mal, wenn sie falsches Deutsch benutzt. Und sportlich? Was kann man noch verbessern an der besten Torhüterin der Welt?

„Wir hätten gerne einen weiteren Abschlag“, sagt Fuchs. Aber in dem Alter sei es schwierig, das zu verändern. Und vieles mache sie ja gut. Sie will dem Team helfen. Deshalb finden beide Manuel Neuer auch so gut.

Bei der WM 2007 in China stellt Angerer ihren Rekord auf: Während des Turniers kassiert sie kein Gegentor. „Sie war damals noch nicht lange Nummer eins und wollte allen zeigen, dass sie so gut ist wie ihre Vorgängerin Silke Rottenberg“, erklärt Fuchs. Dass sie den Rekord nun nicht weiterführen kann, wurmt sie maßlos. Dass sie machtlos war beim Freistoß von Cristine Sinclair, spielt keine Rolle. Nach dem 1:2 im Eröffnungsspiel ließ sie sich auf den Boden fallen und schaute, als könne das gar nicht sein. Aber sie kann ja noch Weltmeisterin werden. Nicht gerade ein Trostpreis.

“ Deutschland - Nigeria, Donnerstag, 20.45 Uhr/ARD