Marta in Mönchengladbach
Der Star aus Brasilien gewinnt 1:0 gegen Australien — und hält sich noch vornehm zurück.
Mönchengladbach. Sie kann sich das wirklich vorstellen. Einen Wechsel in die Bundesliga nach Deutschland. Sagt Marta Viera da Silva. Nur gefragt hat sie noch keiner. „Komisch, was?“
Inzwischen ist die Brasilianerin 25 Jahre alt, über ein Jahrzehnt im Geschäft und seit Jahren in den USA — angeblich das Paradies für Fußballerinnen. Was nicht stimmt, weil nicht nur die Profiliga, sondern auch zahlreiche Vereine finanzielle Katastrophen hinter sich haben.
Ihren ersten US-Vertrag unterschrieb Marta 2009 bei Los Angeles Sol, ein Jahr später war der Klub pleite. 2010 spielte Marta für Gold Pride, gewann die Meisterschaft und blieb, bis auch der Klub nicht mehr zahlen konnte. Inzwischen spielt sie für Western New York Flash.
Der Vertrag dort läuft aus. Bundesliga? „Deutschland unterstützt den Frauen-Fußball, deshalb ist die Nationalmannschaft eine der besten der Welt. In Deutschland haben es die Spielerinnen leichter. Deutschland wäre eine Möglichkeit“, sagt sie.
Anders als in Brasilien: „Kein Geld, keine guten Klubs, keine Infrastruktur.“ Keine Chance gegen die Übermacht der Männer: „Ich hoffe, es wird besser. Wie in Deutschland.“
Marta ist für die deutsche Nationalspielerin Lira Bajramaj das Vorbild schlechthin. „Es gibt auf der ganzen Welt keine, die besser ist“, sagt die deutsche Nationalspielerin über Marta, die fünfmal hintereinander Weltfußballerin des Jahres geworden ist.
Mit 14 ist sie von zuhause abgehauen, verließ Dois Riachos und hatte nur ein Ziel: Sie wollte Fußball spielen und damit Geld verdienen. Sie ging nach Rio de Janeiro zu Vasco da Gama. Wie die Jungen vor ihr. Mit Träumen im Kopf. Im Unterschied zu Hunderten ihrer männlichen Kollegen wurde ihr Traum Wirklichkeit.
Nach Deutschland ist sie gekommen, um ihr großes Ziel zu verwirklichen: Weltmeisterin zu werden. Vor vier Jahren in China wurde sie zur tragischen Figur, als sie im Finale gegen Deutschland einen Strafstoß verschoss.
Bis zum Titel 2011 ist es aber noch ein weiter Weg, wissen die Brasilianerinnen seit Mittwochabend. Im Mönchengladbacher Borussia-Park starteten sie vor 27 258 Zuschauern in einem ausgeglichenen und unterhaltsamen Spiel mit einem glücklichen 1:0 (0:0) gegen starke Australierinnen in das Turnier.
Das entscheidende Tor erzielte Rosana in der 54. Minute. Australiens Torhüterin Melissa Barbieri kämpfte mit den Tränen: „Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir haben nicht nur zugeschaut, wir haben mitgespielt.“ Marta blieb ohne Torchance. Australiens Trainer Tom Sermanni: „Wir haben Marta kontrolliert und sind sehr enttäuscht, dass wir den Ausgleich nicht geschafft haben.“